Landgemeinde Schwirgstein   [Dźwiersztyny]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Das Gründungsdatum von Schwirgstein läßt sich nicht genau bestimmen. Der Ort ist schon im Schadenbuch 1414 erwähnt (Ondens-Fol. 5b, S. 374/377). Nach einer Notiz aus dem Jahre 1429 erneuert Hochmeister Paul von Rußdorf auf Schloß Ortelsburg dem Michel, Arneken, Caspar Clawke, Tolk und Peter ihre Handfeste über 40 H zu Schwyrgsten. Im Privilegienbuch 262 ist eine weitere Erneuerungshandfeste enthalten, am 13. März 1474 von Heinrich von Richtenberg, auf Bitten der Dorfeinwohner Barske, Kans, Zander, Lorenz und Martin ausgestellt. In dieser Urkunde werden 17 Kölmer genannt, die 40 H bewirtschaften. Der Ostpr. Fol. 911 a (Nr. 23) verzeichnet im Jahre 1539 14 Wirte. Im 17. Jahrhundert sind nach Angaben der Ortelrsburger Amtsrechnungen die Größe der Dorfgemarkung und die Zahl der Kölmer konstant geblieben. Die Hufenschoßprotokolle 1717 verzeichnen 17 Wirte. Gelegentlich der Separation der Napiwoddaer Forst am 2. Juli 1785 wird die Dorfgemarkung um zwei H einen Morgen 52 R magdeb. erweitert, die der Schatullkölmer Neumann erwirbt. In den Bereisungsprotokollen der Ortelsburger Prästationstabelle 1787 werden die Vermögensverhältnisse der 16 Wirte als mittelmäßig bezeichnet. "Der zwei Hufen (culm) große Dorfwald", so heißt es hier, "liefert einiges Bauholz. Der Heurbedarf muß durch Ankauf in adeligen Gütern gedeckt werden." Die Gemeindeauseinandersetzung zu Beginn des 19. Jahrhunderts führte, wie in anderen Dörfern, zu einer vermehrung der Zahl der Kölmer. 1840 werden in der Ortelsburger Amtsrechnung in Schwirgstein (2777 M 117 R) 21 Kölmer, ein Schatullwirt, ein Schmied, ein Schullehrer (Friedrich Szepannek) verzeichnet.

Eine bemerkenswerte wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung wurde durch die im Jahre 1902 gegründete Entwässerungsgenossenschaft eingeleitet, die mit der Regulierung des Soltissekfließes umfangreiche Wiesen- und Ackerflächen trockenlegte. 1939 gab es in Schwirgstein 28 landwirtschaftliche Betriebe (5: 0,5-5 ha, 5: 5-10 ha, 8: 10-20 ha, 10: 20-100 ha), von denen 12 Aushauhöfe waren. Seit den 20er Jahren wurde die Bodenbearbeitung durch Einführung neuzeitlicher Maschinen sehr vervollkommnet, die Wiesen- und Weidekultur durch gesteigerte Düngung und Kompostierung wesentlich gefördert. Die Vieh- und Pferdezucht erfreute sich im Dorf eines guten Rufes. Unter den Landwirten, die über eine Herdbuchherde verfügten, seien Josef Kaeseler und Franz Waschetta genannt. Seit 1743 war im Dorfe eine Schule vorhanden, in der 1933 etwa 50 Schüler unterrichtet wurden. 1933 wurde die erste Klasse als Berufsschule ausgebaut. Die Verkehrsverhältnisse in Schwirgstein wurden durch den Ausbau der Straße von Schwirgstein nach Schützendorf im Jahre 1925 sehr verbessert.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir Berichten von Wilhelm Lipka und A. Maroska folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: August Trzaska, Emil Lipka, Gustav Zywietz, Frau Michalski, Arbeiterin Maria Michalski, Martha Klask, Emma Chosz, Heinz Lisseck, Witwe Maria Wyzenti. Verschleppt wurden acht Personen. Auf der Flucht kamen zwei ums Leben. 24 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen, vier Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Emil Lipka   2. Franz Waschetta   3. Leo Kunigk   4. Adolf Wermter   5. Adolf Maroska   6. Bernhard Beckmann   7. Fritz Heydasch   8. Gustav Nendza   9. Karl Lipka   10. Viktor Dulisch   11. Gustav Gosdzinski

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg