Landgemeinde Theerwisch   [Targowo]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Die Nachrichten über die Besiedlung des Gebietes westlich des Rheinsweinsees sind überaus spärlich. Nach dem Ordens-Fol. 91 b verschrieb der Orden 1386 100 H den Brüdern Hans und Niclaus Witkop von Theergewisch. Das in dieser Verschreibung genannte "Rogenwalde" ist unter diesem Namen heute nicht mehr vorhanden, vielleicht ist es mit dem späteren Hauptort des Gutes, dem Theerwisch, identisch. Bereits 1405 muß in Theerwisch eine Kirche gestanden haben, denn laut Privileg vom Jahre 1405 wird das Dorf Jablonken zur Theerwisch'schen Kirche geschlagen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts ist die Besiedlung der Theerwisch'schen Länderein noch unvollständig. In der Erneuerung der Gründungshandfeste, ausgestellt von Hochmeister Merten Truchseß im Jahre 1477 für Jakob und Berndt von Terwisch wird ein Teil der Gemarkung als "Wildnis" bezeichnet (Ordens-Fol. 92, Seite 111). 1485 geht das Gut (100 H) mit dem inzwischen ausgemessenen Übermaß von 24 H in den Besitz Caspar von Wildenhains über (Privilegienbuch 262), 1615 (Mensguther Amtsrechnung) ist Hans von Wildenhain Besitzer der Theerwisch'schen Güter: Theerwisch, Therwischwolla und Theerwischwolka. In den Hufenschoßprotokollen 1717 sind als Besitzer der Ländereien Friedrich Wilhelm und Christoph Albrecht von Wildenhain genannt. In dieser Urkunde werden nähere Angaben über die einzelnen Teile der Theerwisch'schen Gutsländereien gemacht: a) Vorwerk Theerwisch 12 H, Wald 12 H, die Bauern 35 H. b) Das Vorwerk, Große Wolka genannt: 12 H, als Wald 13 H, die Bauern 15 H. In der Mensguther Prästationstabelle 1762 findet sich die Notiz: "Von Wildhains Erben haben Theerwisch, Therwisch Wolla und Therwisch-Wolka an Adam Nickeritz verkauft." Seit 1800 haben die Theerwisch'schen Güter (Theerwisch und T'heerwischwolla, Theerwischwolka ist seit 1782 abgezweigt –) wiederholt den Besitzer gewechselt. Seit 1801: Familie von Massenbach, von Gotzheim, von Burghard, von Fabeck, von Osten-Fabeck. 1912 wird Theerwisch aufgeteilt. Der Wald wird 1924 Kreiswald. Die Statistik 1913 bringt folgende Angaben: 1. Landgemeinde Theerwisch: 374,5 ha, 248 Einwohner, 2. Landgemeinde Theerwischwolla 109,6 ha, 105 Einwohner, 3. Gutsbezirk Theerwisch 1582,3 ha. Dazu gehören Vorwerk Luisenthal und Ziegelei Luisenthal. 1927 werden Gutsbezirk Theerwisch und die Landgemeinden Theerwisch und Theerwischwolla zu der Landgemeinde Theerwisch zusammengeschlossen. 1939 gehörten zu der Landgemeinde 88 landwirtschaftliche Betriebe: 15: 0,5-5 ha, 17: 5-10 ha, 40: 10-20 ha, 16: 20- 100 ha. Unter ihnen waren 37 Abbauhöfe.

Kirchliche Verhältnisse: Die aus Holz erbaute Kirche gutsherrlichen Patronats mußte 1823 als baufällig abgebrochen werden. Seitdem wurde der Gottesdienst im Pfarrhaus abgehalten. Bis 1817 hatte Theerwisch seinen eigenen Geistlichen, wurde dann bis 1833 von Mensguth, bis 1860 von Rheinswein, dann wieder von Mensguth versorgt. Eine neue Kirche wurde von Herrn von Fabeck in Jablonken erbaut. Letzter Pfarrer: Buczilowski.

Die Schule in Theerwisch wird in einer Urkunde bereits 1531 erwähnt. Ein neues Schulgebäude wurde 1938 gebaut. In ihm befanden sich drei Klassenräume und eine Lehrerwohnung.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges liegen folgende Nachrichten vor: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden erschossen: Helga Schareine, Traute Kludt, Dörk. Von Polen wurden ermordet: Gottlieb Wittowski, ehemaliger Bürgermeister und Amtsvorsteher, Ferdinand Schareine. Verschleppt wurden sechs Personen, auf der Flucht starben drei Einwohner. 21 Theerwischer sind als Wehrmachtangehörige gefallen, ein Soldat wird vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Emilie Semelka   2. Walter Dörk   3. Kurt Kirscht   4. Ferdinand Schareina   5. Friedrich Lucka   6. Bruno Eisermann   7. Gottlieb Wittkowski   Karl Hanke   8. Rudolf Fichtenberg   9. Friedrich Katzmarski   10. Bruno Galka   11. Emil Gellert   12. Julius Pahl   13. Gustav Pudelski   14. Gustav Renz   15. Emil Brzezinski   16. Fritz Patzinski   17. Gottfried Lehmann   18. Wilhelm Mosakowski   19. Albert Quoss   20. Paul Klatt   21. Daniel Döpner   22. Wilhelm Müller   23. Gustav Statz   24. Friedrich Nuwel   25. Wilhelm Mosdzen   26. Paul Schuhmacher   27. Gustav Krause   28. Karl Pawellek   29. Paul Kentzora   30. Ernst Krause   31. Wilhelm Littek   32. Siegfried Nogatzki   33. Wilhelm Dutz

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg