Landgemeinde Treudorf (Sendrowen)   [Sędrowo]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Die Gründung des am Waldpuschfluß gelegenen Dorfes ist im Gange der Korpeller Forstseparation erfolgt. Die ersten Verhandlungen über die Anlage des Dorfes fanden 1785 statt. Die Gründungsurkunde datiert vom 31. Dezember 1787, konfirmiert am 12. März 1788, (Willenberger Grundbuch 15 616 und Ordens-Fol. 380/18). 13 Wirte (unter ihnen Adam Kelbassa [Dorfschulze], Adam Paszenski, Michael Klask) erhielten 80 H 6 M 55 R magdeb. zur "Rodung und Urbarmachung". 1824 umfaßte die Dorfgemarkung 2436 M 15 R preuß., sie wurde von 22 Kölmern in Form der Dreifelderwirtschaft genutzt. Die 1856 durchgeführte Separation führte, wie in anderen Dörfern des Kreises, zu einer weitreichenden Teilung und Zerstückelung der landwirtschaftlichen Betriebe. Eine weitere Folge der Separation war die Erweiterung der Anbaufläche. In den Bereisungsprotokollen der Willenberger Prästationstabellen ist das Bestreben der Bauern festzustellen, "alle irgendwie zu Feld-, Wald- und Wiesenbau geeigneten Plätze in Kultur zu bringen." 14 Ausbauhöfe entstanden.

Eine besondere Schwierigkeit für die Erschließung des Raumes war das Fehlen der Vorflut im Bereiche des Waldpuschflusses. Das Meliorationsproblem wurde erst während der Amtszeit des Landrats von Poser in den Jahren 1932-1935 gelöst. Die 39 Bauernbetriebe (13: 0,5-5 ha, 3: 5-10 ha, 7: 10-20 ha, 15: 20-100 ha, 1: über 100 ha) erlebten einen ungewöhnlichen wirtschaftlichen Aufstieg. Die günstige Entwicklung war von einer lebhaften Bautätigkeit begleitet. In den Jahren 1934-1938 wurden sechs Wohnhäuser und 13 Wirtschaftsgebäude neu gebaut. Auch die Verkehrsverhältnisse im Bereiche der Ortschaft wurden durch Ausbau der Straßen Willenberg-Treudorf (Sendrowen)-Rohrdorf und Treudorf (Sendrowen)-Wacholderau (Kiparren) wesentlich verbessert.

Die Dorfschule war während der Regierung Friedrich Wilhelms I. gegründet.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Wertkrieges entnehmen wir einem Bericht von Johann Chilla folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Karl Zgaga, Gottlieb Fidorra, Frau Karoline Fidorra, Martin Fortak. Bürgermeister Wilhelm Klask wude auf der Flucht in Lehlesken von Russen erschossen. Verschleppt wurden sieben Personen. Auf der Flucht kamen außer Bürgermeister Klask 14 Treudorfer uns Leben. 12 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. Drei Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Karl Dirbowski, welcher die dazu gehörige Kiesgrube verwaltete. Eigentümer war der Bauer Wilhelm Sadlowski, später als Erbin dessen Nichte Luise Sadlowski   2. Johann Ruttkowski   3. Gustav Rogalla   4. Johann Sgaga   5. Johann Chilla   6. Gustav Katzmarzik   7. Julius Sender   8. Michael Baumgard. Das Anwesen war ein Restgrundstück. Der ursprüngliche Besitzer war nach Nr. 4 umgesiedelt. Dicht bei dem Grundstück hatte der Ziegeleiarbeiter August Wrobel ein etwa ein Hektar großes Stück Land erworben und darauf ein Haus gebaut.   9. Friedrich Lork   10. Wilhelm Klask   11. Gottlieb Fidorra   12. Karl Chilla   13. Karl Zgaga   14. Gottlieb Regelski   15. Michael Ruttkowski

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg