Landgemeinde Gilgenau (Gylgenaw)   [Elganowo]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Vorgeschichtliche Funde: Hügelgräber, Steinplattenkisten (Spät-Latènezeit: 300 bis Chr. Geb.).

Die älteste Nachricht über ein Gut "Gylgenaw" findet sich Ordens-Fol. 91b. Hier heißt es: "Das Feld zu Nyden (Ländereien nördlich des Lehlesker Sees) wird von Konrad von Jungingen 1394 an Jonyken von Woben ausgegeben in der Größe von 60 Hufen." Hochmeister Heinrich von Richtenberg stellte eine weitere Urkunde im Jahre 1472 aus für Brosian von Gylgenaw mit dem Privileg der großen und kleinen Gerichtsbarkeit. An Leistungen sind in der Handfeste verzeichnet: ein Plattendienst, Pflugkorn (ein Scheffel Weizen, ein Scheffel Roggen), ein Krampfund Wachs, ein kölmischer Pfennig als Rekognitionszins. In dieser Urkunde wird von einem Rittergut und einem großen Dorf gesprochen, die zusammen 60 H kulm. umfaßten. Gilgenau hat in den folgenden Jahrhunderten wiederholt den Besitzer gewechselt. In den Lehnbüchern werden folgende Namen genannt: Um 1550: Landrichter Seifert von Mühlen, 1570: dessen Söhne Sebastian und Bartholomäus, 1585: Hans und Dietrich von Werther (aus dem Amt Hohenstein kommend), 1620: Friedrich von Bielinski, 1683: Hans Pomian von Dietrichsdorf, 1748 Familie Küchmeister von Sternberg. Lehnbuch 1767: Fähnrich Johann Jakob Küchmeister von Sternberg. Hier findest sich eine genaue Angabe der Teile der Gutsländereien:

1. Das kleine Vorwerk (8 H). 2. Das große Vorwerk: 12 H. 3. Wald und Gesträuch 24 H 7 M 150 R. 4. Die Bauern: 15 H 22 M. 150 R.

Lehnbuch 1782: Landrat von der Goltz, 1818 Landrat von Frankenberg, 1820: Oberst Karl von Achenbach, 1841: Wilhelm von Buttler. Seit 1871: Hagen, C. Hagen, Frederich, Fritz Schönlein, verwitwete Frau Marie Schönlein.

1935 wurde das Rittergut (ca. 1050 ha) durch die Treuhandstelle Königsberg neu besiedelt. Über die Zahl der Besitzer und Größe der Gemarkung von Gut und Dorf vor der Zusammenlegung gibt die Statistik folgende Auskunft:

Gutsbezirk Gilgenau: 1636,4 ha, 256 Einwohner. Landgemeinde Gilgenau: 153,5 ha, 47 Einwohner.

Eine wichtige Voraussetzung für eine Aufwärtsentwicklung von Gilgenau bot die 1903 gegründete "Entwässerungsgenossenschaft Gilgenau", durch die umfangreiche Sumpfflächen in fruchtbare Wiesen- und Ackerländereien umgewandelt wurden. In die neu gewonnen Gebiete verlegten Wirte ihre Bauernhöfe. Nach einem Bericht von Joseph Biermanski gab es in Gilgenau 32 Ausbauhöfe unter den 72 landwirtschaftlichen Betrieben (3: 0,5-5 ha, 6: 5-10 ha, 16: 10-20 ha, 16: 20-100 ha, 1 über 100 ha).

Die Dorfschule war im Zeitalter Friedrichs des Großen gegründet. Ein Ausbau des alten Schulgebäudes fand nach 1918 nicht statt.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir Berichten von Karl Schweichler und H. Koller folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden Frau Olschewski und Gustav Paschkowski erschossen. Verschleppt wurden drei Personen. Zwei Gilgenauer starben auf der Flucht. Zehn Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. 12 Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1 Hermann Doerk   2. Gustav Bieber   Albert Neumann   3. August Witt   Karl Bombek   4. Gustav Odrian   Fritz Brosda   Paul Brandt   5. Albert Wissemborski   Karl Novak   6. Josef Biermanski   7. Julius Rast   8. Josef Fischer   Friedrich Witt   Friedrich Pauluhn   August Stach   Emil Koriath   Max Hübner   Anton Kaminski   9. Gustav Pawlitzki   Paul Schäfer   10. Otto Zink   Anton Saremba   Friedrich Engel

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg