Landgemeinde Rodefeld (Czenczel)   [Ścięciel]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Der Plan zur Anlage eines Schatulldorfes im Czenczelbruch wurde 1782 von Kriegs und Domänenrat von Roebel gefaßt. Die Vermessung des Dorfareals wurde 1785 von Kammerkondukteur Tite durchgeführt. In der Gründungsurkunde vom 8. August 1787 wurden 17 Wirte (unter ihnen Balzer, Plewka, Johann Wulkopp, Christoph Thybusch) 56 H 26 M 170 R magdeb. "zu einem Chatulletablissement" überwiesen. Jeder Wirt war verpflichtet, "ein Wohnhaus mit massivem Schornstein, eine Scheune und einen Schoppen während der zehn Freijahre zu erbauen, seinen Chatullhof in gutem Stand zu halten, die Vieh- und Pferdezucht sich äußerst angelegen sein zulassen." Die Bauern von Czenczel sollten gleich anderen Schatulldörfern die Postfuhren leisten und Arbeiter zum Festungsbau stellen. Den unordentlichen Wirten sollte das Erbe genommen werden. Über den Erfolg der Kultivierungsarbeit in Czenczel finden sich in Repos, 5, Kriegs- und Domänenkammer Tit. 2, Generalia, Nr. 14, anno 1804, 10. Januar folgende Angaben: "Der in den Dorfgrenzen nötige Hauptgraben, welcher das Wasser von Wyseggo durch Czenczel, Montwitz und Trzanken nach dem Omulef leitet, ist gehörig gezogen. Die 17 Wirte haben das Ackerland ordentlich gerodet. Sie haben sich das Feld- und Wirtschaftsinventarium aus eigenen Mitteln angeschafft und seit 1795 den vollen Zins à fünf Taler je Hufe an das Forstamt Corpellen prompt gezahlt. Die Einwohner des Dorfes befinden sich nach ihrer Art in guten Vermögensumständen, denn wenngleich der Acker aus mehr Sand als aus Erdteilen besteht, so haben sie solche durch die starke Viehzucht und die dadurch erhaltene Düngung sehr verbessert, jedoch ist es nicht zu bestreiten, daß dieses Dorf im Verhältnis nur wenig Ackerland hat und von den angrenzenden Dörfern Montwitz, Wyseggo, Groß Piwnitz sehr eingeschränkt ist." Im Jahre 1811 wurden den 17 Wirten von Czenczel 1214 M 16 R magdeb. "Corpeller Forstlandes" zur Erbpacht überlassen (Willenberger Grundbuch 15 615). Nach Abschluß der Separation im Jahre 1841 (auf einer Fläche von 2921 M 6 R preuß.) wohnten im Dorf 22 Schatullwirte. Eine bemerkenswerte Aufwärtsentwicklung in Czenczel läßt sich erst nach Lösung des Omulefproblems feststellen. Nach Regulierung dieses Flusses und nach dem Bau des Dankheimer Fließes wurden in Rodefeld (Czenczel) 1938 über 31 Prozent mehr Flächen landwirtschaftlich genutzt als 1932. 1939 gab es in Rodefeld (Czenczel) 32 landwirtschaftliche Betriebe (3: 0,5-5 ha, 3: 5-10 ha, 10: 10-20 ha, 16: 20-100 ha). Unter ihnen befanden sich 20 Ausbauhöfe.

Die einklassige Dorfschule, eine Gründung Friedrich Wilhelms III., erhielt 1900 einen Neubau.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges berichtet Ernst Bury: "Beim Einmarsch der Russen, im Januar 1945 wurden ermondet: Paul von Openkowski und Johann Nowak. Verschleppt wurden Wilhelm Bury, Wilhelm Suchodolski, Willi Suchodolski. Auf der Flucht starben vier Personen, sieben Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. Acht Soldaten werden vermißt!"

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. August von Openkowski   2. Johann Lichtenstein   3. Ludwig Mucha   4. Friedrich Bury   5. Friedrich Seyda   6. Wilhelm Dibowski   7, Johann Milewski   8. Auguste Gallwitz   9. August Somplatzki   10. Gustav Domurath   11. Friedrich Soldanski   12. Johann Nowak   13. August Bahl   14. Emil Trawny   15. Wilhelm Suchodolski   16. Johann Fidorra   17. Gustav Bogdanski   18. Friedrich Broschk   19. Friedrich Dziersk   20. Johann Kerstan   21. Karl Abt

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg