Landgemeinde Michelsdorf   [Michałki]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Michelsdorf ist eine Gründung des Hochmeisters Konrad von Wallenrod. Am 8. Dezember 1391 erhielt der "getreue" Michel zehn H zu Schwanendorf zu kölmischem Recht mit dem Privileg freier Fischerei im Kalbensee "zu Tisches Notdurft" (Privilegienbuch 262). Er war verpflichtet, "einen redlichen Dienst mit Hengst und Harnisch zu stellen." Eine Erneuerung dieser Urkunde erfolgte am 23. Januar 1429 durch Paul von Rußdorf. Eine weitere Handfeste über zehn Hufen stammte von Heinrich Reuß von Plauen (1445). Am 5. März 1498 wurde die Dorfgemarkung durch Wilhelm Graf von Eysenburg um weitere acht H erweitert. In dieser Urkunde wird vermerkt, daß 26 H von sechs Wirten genutzt wurden. (Ortelsburger Grundbuch 15 569.) In den beiden folgenden Jahrhunderten stieg die Zahl der Kölmer auf 11. Nach Erwerb von 1 H 20 M "Übermaß" umfaßte die Dorfgemarkung im Jahre 1700 27 H 20 M.

Über die wirtschaftlichen Verhältnisse im kölmischen Dorfe finden wir in den Bereisungsprotokollen der Mensguther Prästationstabelle 1781 folgende Angaben: "Im Dorfe kein Wald, nur wenig Fichtengesträuch. Der ganze Bauholz- und Feuerungsbedarf muß gekauft wenden. Der Heubedarf reicht nicht aus. Ca 4-6 zweispännige Fuder müssen gekauft werden. Getreideertrag: 2½ tes Korn. Viehbestand: 31 Pferde, 2 Fohlen, 1 Bulle, 35 Ochsen, 15 Kühe, 18 Jungvieh, 127 Schafe. Die Einwohner leben von Ackerbau und Viehzucht, Spinnerei zu häuslicher Notdurft. Vermögensumstände mittelmäßig."

Die Separation "stand 1840 (Ortelsburger Prästationstabelle) im Dorf in den ersten Anfängen". Über den Gang und das Ergebnis der Separation schweigen die Akten. Es ließ sich durch Anfragen bei den früher in Michelsdorf ansässigen Bauern nicht feststellen, in welcher Zeit die Ausbauhöfe entstanden sind. 1939 gab es unter den 15 landwirtschaftlichen Betrieben (4: 0,5-5 ha, 2: 10-20 ha, 9: 20-100 ha) acht Ausbauhöfe: Johann Radeck, Lenski, Band, Koppel, Annuß, K. Kuszewski, E. Radeck, Chittka.

Die Volksschule war eine Gründung Friedrich Wilhelms I. Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Johann Wieschollek folgende Angaben: "Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden erschossen: Johann Radeck, Friederike Radeck, Friedrich Dembowski, Charlotte Dembowski, Wilhelmine Kuschewski, Friedrich Radeck, Minna Radeck, Eduard Koppel, Frau Edelhoff, Herbert Edelhoff, Alfred Edelhoff, Grete Band, Johann Gollan, Gottlieb Naguschewski, Johann Wormek, Ernst Piechottka. Verschleppt wurden Marie und Trude Bandt, Erna Koppel, Hildegard Lenski, Friedrich Chittka, Gustav Annuß, Emma Annuß, Hans Annuß, Karl Annuß. 34 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen."

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. 1914 abgebrochen   2. Eduard Koppel   3. Alex Bandt   4. Gustav Annuß   5. Karl Lenski   6. Johann Radek   7. Julius Chittka

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg