Landgemeinde Dimmern   [Dymer]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Die Gründungsurkunde von Dimmern ist verloren gegangen. Die erste Erwähnung des Dorfes findet sich im Schadenbuch von 1414 (Ostpr. Fol. 5b, S. 374-377). Eine Handfeste über 24 H "mit Wäldern, Püschern und Wiesen und sechs Morgen bei Haasenberg zu cöllm. Rechte" stellte der Pfleger von Ortelsburg, Conrad Stauchwitz, am Sonntage Quasimodogeniti 1485 den "Innwohnern von Dymmern" aus. Sie hatten zwei redliche Dienste mit Hengst und Harnisch zu stellen und vom Pfluge je einen Scheffel Weizen und Roggen, ein Krampfund Wachs und einen kölmischen Pfennig an das Ortelsburger Amt abzuführen. Ihnen war das Recht freier Fischerei mit kleinem Gezeuge im Dimmernsee zuerkannt. Eine zweite Handfeste stammt aus dem Jahre 1558. Herzog Albrecht verschrieb am 28. November dem getreuen Simon zehn H zu Dimmern und acht H zwischen Kobulten/Rudzisken und den Rheinsweinschen Gütern das sogenannte "Dymmer-Wolka" zu kulm. Recht. 1615 umfaßte die Gemarkung Dimmern 32 H 6 M kulm., die von sechs Wirten genutzt wurden. Die Zahl der Kölmer und die Größe der Gemarkung sind das ganze 17. Jahrhundert hindurch konstant geblieben. Die Hufenschoßprotokolle 1717 verzeichnen elf Kölmer auf 25 bewirtschafteten Hufen. Sieben H werden in dieser Quelle unter den "wüsten Huben" aufgeführt. Eine gewisse Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse trat im friderizianischen Zeitalter ein. Sämtliche wüsten Hufen wurden Assekuranten verschrieben. Nach dem Mensguther Grundbuch vol. 1:15569 waren es die Kölmer: Adam Radzibor, Jakob Lorenz, Jakob Saktor, Michael Saktor, Jakob Raphael. Die Bereisungsprotokolle der Mensguther Prästationstabellen 1781-1787 charakterisieren die wirtschaftlichen Verhältnisse im Dorf folgendermaßen: "Die Einwohner nähren sich vorzüglich von Ackerbau und Viehzucht. Besondere Einkommen sind nicht vorhanden. Der Holz- und Heubedarf muß aus adligen Wäldern und der Corpeller Forst gedeckt werden. Vermögensumstände: sehr schlecht." Eine bemerkenswerte Aufwärtsentwicklung setzte erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Bedeutsam wurde vor allem die Gründung des großen Dimmernmeliorationsverbandes (1873). Durch die Trockenlegung des Dimmernsees wurden 1886 M Wiesen neu gewonnen. Auf den entwässerten fiskalischen Wiesen wurde am 3. August 1892 das "Administrationsetablissement Dimmernwiese" neu geschaffen, seit 1928 Wohnplatz der Landgemeinde Kobulten.

1939 gab es in Dimmern 26 landwirtschaftliche Betriebe (1: 0,5-5 ha, 6: 5-10 ha, 11: 10-20 ha, 8: 20-100 ha). Von diesen waren acht Ausbauhöfe. Das Dorf besaß keine eigene Schule. Die Kinder besuchten die Schule in Haasenberg.

Gewerbliche Betriebe in Dimmern: Ein Kolonialwarengeschäft und eine Gastwirtschaft.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges berichtet Otto Ollech: "Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Charlotte Ollech, Otto Rodday, Samuel Chittka, Michael Chittka, Auguste Chittka, Charlotte Chittka. Verschleppt wurden: Erna Odrian, Fritz Sadowski, Grete Chittka, Marie Todzi. Fünf Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. Fünf Soldaten werden vermißt."

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. August Fiedrich   2. Scharnowski   3. Robert Chittka   4. Franz Weinert   5. Maria Albrecht   6. Gustav Zudnochowski   7. Gustav Wittkowski   8. Friedrich Warda   9. Hermann Orlowski   10. Lotte Nielewski   11. Anton Sadowski   12. Karl Scharnowski   13. Fritz Bork   14. Otto Ruttkowski   15. Emil Paweleck   16. Paul Skirde

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg