Landgemeinde Lilienfelde (Zawoyken)   [Zawojki]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Zawoyken, ein Schatulldorf, ist im Gange der Puppener Forstseparation entstanden. 1785 wurde das für die Siedlung in Aussicht genommene Land (12 H, 15 M, 94 R Oletzk. Scheffelplätze) vermessen. Die Gründungshandfeste wurde am 16. April 1787 ausgestellt (Friedrichsfelder Grundbuch 15537) und am 22. August des gleichen Jahres vom König bestätigt. Die ersten Siedler waren: Kopatz (Dorfschulze), Glinka, Konopka, Halley, Sokolowski, Bialluch, Skreba und Niski. Den Akquirenten wurde weder Bau- noch Reparaturholz aus der königlichen Forst gewährt. "Alles Holz", so hieß es in der Handfeste, "so jetzt in den Etablissements-Ländereien befindlich, bleibt zur Disposition der Forst. Ein Abschnitt in der Forst zur Weide bleibt ihnen versagt." Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Schatullbauern werden in den Bereisungsprotokollen der Friedrichsfelder Prästationstabelle 1781 als "sehr elend" bezeichnet. 1821 setzten in der Dorfgemarkung (498 M 60 R preuß.) die Separationsmaßnahmen ein. Sie führten zu einer intensiveren Nutzung der Außenschläge. Im Laufe der Zeit bauten sich neun Wirte aus, und zwar die Bauern: Rattay, Dudda, Kopatz, Dorka, südlich des Dorfes, Kompa, Kruska, Lindeman, Sobottka, nördlich des Ortes. 1868 entstand an der Straße Lilienfelde-Wilhelmshof (Willamowen) eine neue Gemeinde, Rosengarten. Es handelte sich im wesentlichen um Siedler aus Anhaltsberg: Kruska, Konrad Sobottka, Pendzich, Jeworutzki. Die Siedlung bildete später mit Lilienfelde eine Landgemeinde. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Lilienfelder waren infolge der abgelegenen Lage (dicht an der polnischen Grenze) und der schlechten Verkehrsbedingungen nicht günstig. Erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde es besser. Auf Anregung des Landrats von Poser wurden die Wege von Lilienfelde nach Friedrichshof (1923/26) und von Lilienfelde nach Liebenberg (1928) als Chausseen ausgebaut. Seit der Gründung des Meliorationsverbandes Friedrichshof-Lilienfelde und dem Bau des Ostkanals wurden große Flächen des Dorfareals in ertragreiche Acker- und Wiesenflächen verwandelt. Die Aufwärtsentwicklung war von einer lebhaften Bautätigkeit begleitet. In der Zeit von 1920 bis 1939 wurden nach einem Bericht von Hermann Rittmeyer 64 Wohn- und Wirtschaftsgebäude neu gebaut. Es gab 1939 im Dorf 33 landwirtschaftliche Betriebe: 1: 0,5-5 ha, 7: 5-10 ha, 17: 10-2O ha, 8: 20-100 ha.

In der im Zeitalter Friedrich Wilhelms III. gegründeten Volksschule wurden 1939 etwa 50 Kinder unterrichtet.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir Berichten von Wilhelm Preuß und Hermann Rittmeyer folgende Angaben: "Am 20. Januar verließ der größte Teil der Einwohner Lilienfeld. In Bischofsstein wurde der Treck von russischen Panzern überrollt. Einem Teil gelang es, zu fliehen und über das Haff nach der Nehrung und mit Schiff nach Dänemark zu entkommen. Ein anderer Teil wurde zur Rückkehr nach Lilienfelde gezwungen. Während der Besetzung des Ortes durch die Russen wurden ermordet: Wilhelm Pollack, Johann Dudda, Karl Pendrich, Hilde Krüger, geb. Pollack, Regine Sokolowski. 4 Personen wurden verschleppt. Auf der Flucht kamen 10 ums Leben. 18 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen, zehn Soldaten werden vermißt."

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Wilhelm Kruska   2. Josef Liedmann   3. Johann Krause   4. Paul Kompa   5. Zollhäuser   6. Karl Pendzich   7. Wilhelm Preuß   8. Wilhelm Czerwonka   9. Wilhelm Sadlowski   10. Wilhelm Glinka   11. Anna Rosowski   12. Minna Plaga, geb. Sadlowski   13. Johann Marchewitz   14. Wilhelm Dorka   15. Johann Duda   16. Gottlieb Rattay   17. Richard Kopatz   18. Wilhelm Blaurock   19. Hedwig Rettkowski, geb. Kopatz   20. Gustav Bernecker   21. Berta Bialowons, geb. Müller   22. Paul Sobottka

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg