Landgemeinde Rudau (Rudzisken)   [Rudziska]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Die Gründungshandfeste für den Ort Rudau (Rudzisken) ist am 3. Oktober 1552 ausgestellt. Eine Erneuerung dieser Handfeste, datiert vom 17. Dezember 1612 befindet sich im Privilegienbuch 262. In dieser Urkunde werden Joseph Bartek vier H zum Schulzenamt verschrieben. "Von den 40 Hufen", so heißt es hier, "gehören vier dem Krüger. 32 Hufen sind mit 15 Bauern und einem Müller besetzt. Von jeder Hufe sind 5 Mark an Geld, ½ Scheffel Korn, 1 Scheffel Gerste, 1 Scheffel Hafer und 2 Hühner an das Amt abzuführen." Die Mensguther Amtsrechnungen des 17. Jahrhunderts berichten von Schwierigkeiten in der wirtschaftlichen Entwicklung im Dorf. So heißt es in den Mensguther Amtsrechnungen 1653 und 1687, "daß von den 32 Bauernhufen 15 ungenutzt, in den Hufenschoßprotokollen 1717: "sogar 21 Hufen wüst" daliegen. Eine wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung ist im friderizianischen Zeitalter zu verzeichnen. Alle 21 "wüsten Hufen" wurden mit Assekuranten besetzt. Es entstanden 1741-1752 14 lebensfähige Bauernhöfe. Sie gehörten: Michael Bagenski, Christoph Felix, Mathes Heidasch, Jakob Lams, Mathes Ptassek, Christoph Sustolla, Zacharias Schulz, Anton Soth, Bartek Schidlinska, Andreas Schikora, Jakob Schott, Michael, Andreas und Jakob Philipzig. Nähere Angaben über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Bauern finden sich in den Bereisungsprotokollen der Mensguther Prästationstabelle 1781: "Die Bauern beschäftigen sich mit Ackerbau, Viehzucht und Spinnerei. Der Flachs muß gekauft werden. Der ganze Feuerungsbedarf muß aus der zunächst gelegenen bischöflichen Heyde (Bischofsburg) beschafft werden. Heu muß in den adligen Borkenschen Gütern gekauft werden. Vermögensumstände: sehr elend." 1789 berichten die Akten (Repos. 5, Tit. 2, Ortelsburg) von einem Grenzstreit zwischen Rudzisken und Gut Kobulten. Im Jahre 1790 wurde der Streit an Hand einer 1621 von Kondukteur Goetze angefertigten Karte beigelegt.

Die Separation war in Rudau (Rudzisken) 1840 (Mensguther Prästationstabelle Nr. 16) auf einer Fläche von 2716 M 65 R preuß. durchgeführt. Es wohnten zu diesem Zeitpunkt in Rudzisken: sieben Kölmer, 22 Assekuranten und acht Eigenkätner. Zahlreiche Bauern verlegten in den folgenden Jahrzehnten ihre Höfe in die Außenschläge der Dorfgemarkung, vor allem in das Berggelände südlich des Dorfes zwischen den Straßen Mensguth-Bischofsburg und Kobulten-Bischofsburg. Im Dorfe erfreute sich besonders die Vieh- und Pferdezucht eines guten Rufes. Herdbuchmitglieder waren u. a. Johann Wallesch und Jakob Lumma. Auf dem Hofe von Jakob Lumma stand ein Warmbluthengst. Unter den 52 landwirtschaftlichen Betrieben (18: 0,5-5 ha, 12: 5-10 ha, 9: 10-20 ha, 13: 20-100 ha) befand sich eine große Anzahl gut bewirtschafteter Höfe. Die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung wurde seitens der Kreisverwaltung durch einen planmäßigen Ausbau des Straßennetzes sehr gefördert. 1909 erhielt Rudau (Rudzisken) Anschluß an die Bahnlinie Ortelsburg-Rothfließ.

Im Dorfe gab es eine einklassige evangelische und eine zweiklassige katholische Volksschule. 1936 entstand ein moderner Schulneubau. An gewerblichen Betrieben waren vorhanden: eine Kolonialwarenhandlung mit Gastwirtschaft (Besitzer: Anton Krause) und eine Schmiede (Franz Gollan).

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Werlkrieges berichtet Otto Plewa: "Beim Einmarsch der Russen wurden ermordet: Paul Rutkowski und August Nadrowski. Verschleppt wurden zwei Einwohner, vier Personen kamen auf der Flucht ums Leben. 31 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen."

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Karl Schaffrinski   2. Johann Heydasch   3. Otto Plewa   4. Albert Romanski   5. Michael Wallesch   6. Fritz Hecht   7. Martin Kurnitzki   8. Benjamin Kaßnitz   9. Josef Biermann   10. Eduard Schwark

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg