Landgemeinde Klein Dankheim (Klein Przesdzienk)   [Przeździęk Mały]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Klein Przesdzienk ist als Schatulldorf gegründet worden. Nach der am 15. Juni 1686 ausgestellten Handfeste erhielt der Aschebrenner*) Philipp Polewatz "einen Ort Wildnisland, 'Rudziska' genannt, 5 Hufen groß, darauf nur wenige und trockene Eichen, solcher Ort vorhin durch die Holzflößer ganz ausgearbeitet, auch von Aschebrennern ganz ausgebrannt, eine Hufe zum Schulzenamt, vier Hufen mit gehöriger Mannschaft zu besetzen" (Ostpr. Fol. 380/18). Von jeder Hufe waren 16 Mark zu zinsen. Im November 1754 wurde das Dorfareal auf Anordnung der Kammer neu vermessen. Nach der im Göttinger Archivlager vorhandenen Karte wurde an "totalem Inhalt" 20 H kulm. festgestellt und zwar: 3 H 4 M 144 R magdeb. Acker, so besät wird jedes Jahr, 9 M 26 R an Hof- und Baustellen, 2 H 2 M 136 R (südlich des Dorfes nach dem Dankheimer Fließ hin) an unnützen Brüchen, 4 Morgen 9 R an Triften und Wegen, 14 H 15 M 253 R an nutzbarem Lande. In den Prästationstabellen Willenberg 1767 werden 28 Wirte verzeichnet. Dorfschulze war zu diesem Zeitpunk Michel Roßlan. In den Bereisungsprotokollen der Willenberger Prästationstabelle 1781 werden die Vermögensumstände der Schatullbauern als "dürftig" bezeichnet. "Der Landmann lebt hier", so heißt es in dieser Urkunde, "sehr einfach. Seine Hauptnahrung besteht in Kartoffeln, die er des Morgens, Mittags und Abends, selten mit Milch gemischt, genießt. An diese frugale Nahrung ist er gewöhnt und fühlt sich glücklich". - Der Bitte der Einwohner um Scheffelplätze trug der König durch Zuweisung von Forstländereien Rechnung. Gelegentlich der Separation der Nappiwoddaer Forst wurden den 22 Schatullbauern am 2. Juni 1786 19 H 22 M 47 R an Scheffelplätzen zugewiesen (Ostpr. Fol. 380/17). Bei der Separation der Korpeller Forst erhielten die Wirte am 31. Dez. 1787 55 H 144 R magdeb. erb- und eigentümlich verschrieben. Die Bereisungsprotokolle der Willenberger Prästationstabelle 1788 bringen ausführliche Nachrichten über die wirtschaftlichen Verhältnisse der 27 Schatullwirte. Auf jeder Hufe wurde bei einer Aussaat von 4 Scheffel Roggen, 2 Scheffel Grücken, ½ Scheffel Erbsen, ½ Scheffel Gerste das zweieinhalbte Korn geerntet. Der Heubedarf konnte kaum gedeckt werden. Die Wirte klagten über häufige Überschwemmungen. Die Gebäude waren alt und baufällig, die Vermögensumstände schlecht.

Das Reformzeitalter führte wie in anderen Dörfern zu zahlreichen Besitzteilungen. Die Zahl der Wirte stieg 1841 auf 55. Die Größe der Dorfgemarkung betrug zu diesem Zeitpunkt: 5748 M 163 R preuß. Von entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung des Dorfes war die Lösung des Meliorationsproblems. Gewisse Fortschritte brachte 1928 die Gründung der "Wassergenossenschaft zur Regulierung der Grenzstrecke des Orschützflusses in den Kreisen Ortetsburg und Neidenburg". Die Regulierung und Senkung des Omulef und der Ausbau seiner Nebenvorfluter, des Dankheimer- und des Albrechtfließes, brachte die Meliorationsaktion zum Abschluß. 1938 konnten über 31 Prozent mehr Flächen landwirtschaftlich genutzt werden als 1932. In den Außenschlägen der Dorfgemarkung legten 20 Bauern ihre Ausbauhöfe an. 1939 gab es in Klein Dankheim 46 selbständige Bauernbetriebe (8: 0,5-5 ha, 5: 5-10 ha, 11: 10-20 ha, 22: 20-100 ha). Die wirtschaftliche Entwicklung war durch eine lebhafte Bautätigkeit gekennzeichnet. Nach einem Bericht von Karl Bahr wurden in den dreißiger Jahren 21 Bauernhöfe modern ausgebaut. Die Verkehrsverhältnisse erfuhren 1938 durch den Ausbau der Straße von Groß Dankheim (Groß Przesdzienk) nach Klein Dankheim eine bemerkenswerte Verbesserung. Die Schule im Dorf war eine Gründung Friedrich Wilhelms III.

Über das Schicksal der Dorfgemeinde entnehmen wir Berichten von Ludwig Kompa und Karl Bahr folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen wurden erschossen: Friedrich Burdinski, Adam Jagarzewski, Emil Kutrieb, August Somplatzki mit Frau und vier Kindern, August Petrikowski, Karl Powirski und Frau Lotte, fünf Einwohner wurden von den Russen verschleppt, auf der Flucht starben zehn, als Wehrmachtangehörige sind 14 Einwohner gefallen, vier werden vermißt.

* Zum Aschebrennen verwendet man besonders die in den Erlen- und Birkenbrüchen des Heidegebietes reichlich vorhandenen Laubholzstubben. Die durch Ausglühen gewonnene Grauasche wurde durch Schmelzen auf ein Zwanzigstel des Volumens reduziert. Das auf diese Weise erzeugte Veredlungsprodukt, die sogenannte Blauasche, kam größtenteils auf dem Schlittenwege nach den Hauptstädten zur Ausfuhr.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Wilhelm Ballay   2. Gustav Zimmek   3. Emil Kutrieb   4. Johann Ballay   5. August Somplatzki   6. Friedrich Grabowski   7. Friedrich Dorka   8. Friedrich Spittka   9. Adam Salewski   10. August Petrikowski   11. Emil Schittek   12. Albert Fidorra   13. Gottlieb Fidorra   14. Ludwig Kompa   15. August Nowotzin   16. Gottlieb Klask   17. Karl Gotzeina   18. Adam Baranowski   19. Karl Seyda   20. Heinrich Walpuski   21. Fritz Marrek   22. August Kehlert   23. August Baginski

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg