Landgemeinde Ebendorf (Olschienen)   [Olszyny]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Das an der Straße Ortelsburg-Friedrichshof gelegene Olschienen ist als Schatulldorf auf forstfiskalischen Boden gegründet. Friedrich Speck aus Piassutten erhielt durch Handfeste vom 25. März 1687, konfirmiert am 18. Juli 1888, den Auftrag, "im Beritt des Wildnisbereiter Willudovius in der Corpeller Forst 45 H, 20 M auszuroden, urbar zu machen, ein neues Dorf anzulegen und selbiges mit Mannschaft zu besetzen samt allem noch darauf stehenden Holze mit Ausnahme der Eichen". Ihm wurden vier H zinsfrei und das Krugprivileg zugesprochen. Die Dorfinsassen sollten nach sieben Freijahren von jeder H zehn Mark preußischer Münze an die kurfürstliche Schatulle zahlen. Die Friedrichsfelder Amtsrechnung 1697 enthält die Notiz, daß die "elf Schatuller ihren Zins prompt bezahlt" hätten. Die Nachrichten über die wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind dürftig. 1756 (17. Juni) klagen die Einwohner über Überschwemmungen und bitten um Schaffung der Vorflut. Im gleichen Jahre wurde eine wüste Schatullhube Adam Sdun zu erbfreien Rechten übertragen. Die ersten eingehenderen Angaben über die wirtschaftlichen Verhältnisse in Olschienen bringen die Bereisungsprotokolle (Friedrichsfelder Prästationstabelle 1781-1787). Es heißt hier: "Ein Dorfwald, 2 H culm. ist vorhanden; er enthält aber nur wenig Bauholz. Der Heubedarf ist nicht ausreichend, drei bis vier Fuder müssen in Polen gekauft werden. Die Äcker bringen bei einer Aussaat je Hufe von 5 Scheffeln Roggen, ¼ Sch. Gerste, ½ Sch. Erbsen, 1 ½ Sch. Hafer, 4 Sch. Buchweizen, ¼ Sch. Leinsaat, 6 Sch. Kartoffeln das dritte Korn. Vermögensumstände: schlecht beschaffen." Dem Bedarf an Wiesen und Weideland wurde bei der Separation der Korpeller Forst weitgehend entsprochen: Die Dorfschaft erwarb 1788 91 H 25 M 106 R magdeb. "an Acker und Wiesen". Unter den in diesem Jahre erworbenen Ländereien werden besonders erwähnt die Wiese "Schnettkowa" (277 R Oletzk.), die Wiese "Toporzyska" (160 R Oletzk.), die Wiese "Bojarowa" (79 R Oletzk.). Zu Beginn des Reformzeitalters (1807) waren im Dorf 15 Schatuller vorhanden. Ihre Zahl erhöhte sich durch Besitzteilungen bis 1835 auf 54 (47 Schatullkölmer, sechs Erbfreie, ein Krüger), Außerdem waren im Dorf elf Eigenkätner, die 72 M 141 R preuß. Weideland gepachtet hatten. Im Zuge der Separationsaktion ist das Abbaugut Charlottenhof (1851, 4. August) entstanden. Andere Abbauhöfe (Gesamtzahl der Ausbauten: 30) folgten in den nächsten Jahrzehnten. Eine bemerkenswerte Aufwärtsentwicklung der Gemeinde setzte in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ein. Zu diesem Aufstieg trug vor allem der Anschluß von Olschienen an die Bahnstrecke Ortelsburg-Johannisburg (17. August 1884) und der Ausbau der Chaussee Olschienen-Wilhelmsthal 1922 bei. Wesentliche Fortschritte brachte auch die von Landrat von Poser eingeleitete Meliorationsaktion: die Vertiefung des Westkanals 1938. In Ebendorf gab es 117 landwirtschaftliche Betriebe: 36: 0,5-5 ha, 23: 5-10 ha, 22: 10-20 ha, 36: 20-100 ha.

Die Dorfschule (drei Klassen) erhielt 1926/27 einen Neubau.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Hauptlehrer Jablonowski folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Johann Behnert, August David, Emma Kilimann, Gustav Kroll, Ehefrau Kracka, Helene Mau, Martha Müller, Gustav Niedrich, Ehefrau Niedrich, August Olschewski, Emil Piechottka, Karl Rimsa, Eva Rimsa, Irmgard Rimsa, Gustav Rachny, Samuel Scharnowski, Samuel Gries. 17 Ebendorfer wurden verschleppt. Neun Einwohner kamen auf der Flucht ums Leben. 34 Ebendorfer sind als Wehrmachtangehörige gefallen 15 Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Wilhelm Moselewski   2. Friedrich Urban   3. Karl Nowotzin   4. Karl Kraska   5. Gottlieb Bastek   6. Karl Kurella   7. Friedrich Kaczinski   8. Johann Staschenski   9. Michael Kobus   10. Karl Kilimann   11. Martin Ptassek   12. Gustav Bastek   13. Samuel Kompa II   14. Rudolf Junker   15. Gustav Szepan   16. Gustav Niedrich   17. Wilhelm Urban   18. Albert Soyka   19. Friedrich Borowski   20. Emil Borowski   21. Gottlieb Kostrzewa   22. Karl Kroll   23. Samuel Sgries   24. Michael Makowka   25. Gustav Sadowski   26. Gottlieb Kutrieb   27. August David   28. Johann Becker   29. Karl Nilewski   30. Otto Trzeziak   31. Heinrich Milewski   32. Johann Dudek   33. Karl Glinka   34. Otto Sadlowski   35. Samuel Kompa I   36. Johann Domnik   37. Karl Sgries   38. Fritz Itzek   39. Gottlieb Losch   40. Alois Rohn   41. Friedrich Urban (Landjäger)   42. Luise Bloch   43. Emil Kiy   44. Willi Tutas   45. Gustav Ollech   46. August Becker   47. August Wiwianka   48. Johann Chrzon   49. Max Nowotzin   50. August Sinagowitz   51. Wilhelm Ceranski   52. Karl Mucha   53. Otto Meistrowitz   54. Wilhelm Dibowski   55. Johann Jondral   56. Samuel Junga   57. Gustav Jewski   58. Johann Kilimann   59. Emil Wiezorek   60. Michael Lichtenstein   61. Johann Kilimann   62. Wilhelm Rudnik   63. Kurt Müller (Sägewerk)   64. Johann Sadlowski   65. Otto Nowotzin   66. Karoline Kipar   67. Heinrich Walerkowski   68. Wilhelm Leimann

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg