Landgemeinde Kutzburg (Kottenberg)   [Kucbork]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Die Gründungsurkunde ist verlorengegangen. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß der Ort in der gleichen Zeit wie Groß und Klein Dankheim (Groß und Klein Przesdzienk) um 1685 entstanden ist. Die älteste Erwähnung des Ortes findet sich in der Willenberger Amtsrechnung 1719. Die Dorfgemarkung umfaßte zu dieser Zeit 60 kulm. H. Über die Entwicklung des Dorfes in den nächsten Jahrzehnten schweigen die Akten. In der Willenberger Amtsrechnung 1767 sind in Kottenberg (Kutzburg) 22 Wirte verzeichnet, "die vorwärts zu kommen suchen". 1777 erfuhr die Dorfgemarkung eine wesentliche Vergrößerung: Aus den Ländereien des abgebauten Vorwerks Kutzburg erhielten fünf Akquirenten (Martin Makowka, Paul Bradtka, Jakob Bradtka, Michael Lorck und Adam Kania) je vier H zwei M magdeb. (Willenberger Grundbuch 15614). Aus dem Jahre 1778 (22. September) ist ein Privileg für die Beutner aus Kottenberg erhalten: "Sie sollen schuldig sein, alle Jahr 15 Beuten zu machen und vom Bienenjunker anweisen und ankerben zu lassen. Der Pfleger soll ihnen geben vor einer Tonne 6½ Firdung, den Gartenhonig auch vor 6½ Firdung die Tonne. Das Wachs sollen sie alles überantworten dem Pfleger, ein jeglicher Pfleger soll geben für ein Pfund Wachs 6½ Schilling". Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Wirte werden in der Willenberger Prästationstabelle 1781 folgendermaßen geschildert: "Das Dorf Kutzburg ist das elendeste im ganzen Amt. Der Boden ist durchweg fliegender Sand. In ihrem Hange, immer mehr Acker zu haben, haben die Wirte ihre Ländereien durchweg gerodet, mithin haben sie ihren sehr leichten Acker dem Winde gänzlich preisgegeben, woher es kommt, daß solcher von fliegendem Sand verschüttet ist. Es ist daher notwendig, um diese Dorfschaft zu konservieren, mit dem Forstamt Corpellen wegen Überlassung von Scheffelplätzen zu verhandeln". Dem Antrage wurde gelegentlich der Korpeller Forstseparation Rechnung getragen. Am 4. November 1786 (Willenberger Amtsrechnung) wurden dem Dorfe Anteile aus dem Bruche Schiemanen (20 H 3 M 62 R magdeb.) als Hilfsland zu Schatullrechten überlassen. Außerdem erhielt die Dorfschaft am 31. Dezember 1787 67 H 12 M 96 R magdeb. "Forstland". Nach Abschluß der Gemeindeauseinandersetzung 1841 (Willenberger Prästationstabelle) umfaßte die Dorfgemarkung 8223 M 40 R preuß. Unter den Wirten von Kutzburg werden zu diesem Zeitpunkt neun Kölmer, 62 Schatullbauern, zwei Hochzinser, 16 Beutner und 34 kleine Erbpächter (je 16 M vier R) genannt. Wie in anderen Dörfern des Kreises, verlegten mehrere Besitzer im Zuge der Separation ihre Höfe in die Außenschläge der Dorfgemarkung. Es gab in Kutzburg 27 Abbauhöfe. Unter den 54 landwirtschaftlichen Betrieben (13: 0,5-5 ha, 6: 5-10 ha, 7: 10-20 ha, 27: 20-100 ha, 1: über 100 ha) war der größte der Hof von Johann Fidorra (516 Morgen). Ein schweres Schicksal traf das Dorf im Ersten Weltkrieg. 1914 wurden von den Russen 30 Wohn- und 54 Wirtschaftsgebäude in Brand gesteckt. Schon während des Krieges wurden 12 Vollbauernhöfe und 23 Hausgrundstücke wieder aufgebaut. Einen bemerkenswerten Aufstieg erlebte die wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes durch die von Landrat von Poser durchgeführten Meliorationsmaßnahmen im Bereiche des Omulefflusses (1932-34) und durch den Ausbau der Straße Kutzburg-Willenberg. - Die Dorfschule, von König Friedrich Wilhelm I. gegründet, erhielt 1920/21 einen modernen Neubau.

Über das Schicksal der Landgemeinde entnehmen wir Berichten von Karl Grabowski und Friedrich Konetzka folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden in Kutzburg erschossen: Johann Moskwa, Dorothea Moskwa, Karl Blumenstein, Katharina Annuß, Gustav Matzey. Außerhalb der Gemarkung Kutzburg wurden erschossen: Gustav Sokoliß, Wilhelm Nowinski in Glauch, Gustav Zagon, Minna Zagon und Katharina Koslowski in Schwirgstein, Auguste Nilenski in Materschobensee. Verschleppt wurden 14 Personen. 24 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. Sieben Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Karl Blumenstein   2. Auguste Nilenski   3. Wilhelm Maczey   4. Gustav Maczey   5. Wilhelm Blumenstein   6. Friedrich Konetzka   7. Sontopski/Hardt, Julius   8. Julius Fidorra I   9. Julius Fidorra I   10. Wilhelm Domsalla   11. Ernst Stockmann   12. Fritz Koslowski   13. Gustav Nilenski   14. Gustav Lojewski   15. Gustav Sokolis   16. Gustav Zagon, Landwirt   17. August Plewka   18. Wilhelm Nowinski, Landwirt und Tischler   19. Friedrich Nowotzin   20. Forstfiskus (früher Solinski)   21. Gustav Grabowski   22. Karl Grabowski   23. Willi Nilenski   24. Gottlieb Glinka   25. Gustav Blumenstein   26. Emil Komusin   27. Wilhelm Glinka   28. Auguste Sycholdt, verw. Modzich   29. August Fidorra   30. Julius Fidorra II   31. Johann Fidorra

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg