Landgemeinde Groß Schöndamerau   [Trelkowo]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Vorgeschichtliche Funde: Steinkistengräber auf dem Felde des Bauern Michael Glaß (Beigabe eines Steinbeiles aus achatartig gebändertem Feuerstein). Reste von Hügelgräbern aus der Bronzezeit.

Von der Gründung des Zinsdorfes Schöndamerau berichtet eine von dem Obersten Spittler und Komtur von Elbing Walpot von Bassenheim für die Schulzen Stanislaus und Mathes im Jahre 1391 ausgestellte Handfeste (Privilegienbuch 262). Die Dorfgemarkung umfaßte 64 H kulmische, darunter sechs zinsfreie Schulzenhufen und vier freie Kirchenhufen. Die Siedler hatten von jeder Hufe eine halbe Mark und zwei Hühner, außerdem das Pflugkorn an das Amt Ortelsburg abzuführen. Die in der Urkunde erwähnte Kirche war ein Holzbau, der um die Mitte des 18. Jahrhunderts abbrannte. Im Jahre 1757 entstand die Kirche in ihrer jetzigen Gestalt. Über die Entwicklung des Dorfes im 15. und 16. Jahrhundert schweigen die Akten. Die Ortelsburger Amtsrechnung aus dem Jahre 1615 bringt nähere Angaben über die Aufteilung der Dorfgemarkung. Nach dieser Quelle gehörten vier H der Kirche, sechs H den beiden Schulzen, acht H vier Erbfreien, zwei H dem Krüger, zwei H dem Hasenheger Thomas Lyß, zwei H dem Merten Michell. 42 H waren mit 21 Bauern besetzt, die auf dem Vorwerk Ortelsburg zu scharwerken hatten. Von jeder Hufe hatten sie zwei Mark, einen halben Scheffel Korn, einen Scheffel Gerste, einen Scheffel Hafer und zwei Hühner an das Amt abzuführen. Die wirtschaftliche Entwicklung der Dorfinsassen nahm nach den Amtsrechnungen des 17. Jahrhunderts enthaltenen Angaben keinen günstigen Verlauf. 1653 waren 12 H, 1687 sogar 34 H unbesetzt und sind in den Verzeichnissen unter den "wüsten Hufen" aufgeführt. Die Vermögensverhältnisse werden in den Hufenschoßprotokollen 1723 als "schlecht" bezeichnet. Als Ertrag der Äcker wird das eineinhalbte Korn angegeben. Eine entscheidende Besserung trat im friderizianischen Zeitalter ein. In der Zeit von 1740 bis 1753 wurden alle 34 H besetzt und Assekuranten zu Erbrechten verschrieben. Es sind in dieser Zeit 19 lebensfähige Bauerngehöfte entstanden. Die Ortelsburger Grundbücher verzeichnen die Namen: Jakob Troska, Joseph Wischniewski, Michael Dreßler, Jakob Jaschinski, Michael Reich, Christoph Muncha, George Kleina, Josepha Wischnewski, Thomek Ky, Jakob Kiöwski, Adam Bach, Andreas Slopianka, Bartek Kiöwski, Mathes Burzeya, Jan Jakubassa, Casimir Wischnewski, Michel Willam, Christoph Tanski, Martin Michell. Innerhalb der gewährten sechs Freijahre hatten die Assekuranten auf dem ihnen zugewiesenen Land je ein Wohnhaus, einen Stall und eine Scheune gebaut. Die Vermögensumstände der Assekuranten waren nach den Bereisungsprotokollen der Ortelsburger Prästationstabelle 1787 "mittelmäßig". Es wird in dieser Urkunde "die Wiesen- und Waldarmut" der Dorfinsassen hervorgehoben. Die Bauern mußten Heu und Holz in Polen kaufen.

Das Reformzeitalter zu Beginn des 19. Jahrhunderts brachte in Schöndamerau manche Neuerungen. Nach dem am 19. Mai 1834 beschlossenen Separationsrezeß wurden im Dorfe drei Sozietäten gebildet, "von denen es jede übernommen hatte, ihre Abfindungsgrundstücke zur Fortsetzung der Gemengewirtschaft sich selbst einzuteilen" 1. 11 Eigentümer auf einer Fläche von 1246 M 104 R preuß. bildeten die Sozietät I. 2. 10 Eigentümer auf 788 M 121 R preuß. wurden zur Sozietät II zusamengefaßt. 3. 17 Eigentümer auf 1282 M 67 R preuß. bildeten die Sozietät III. Nach langwierigen Auseinandersetzungen war die Gemeindeauseinandersetzung 1861 abgeschlossen. Im Zuge der Erschließung der Außenschläge der Dorfgemarkung durch zahlreiche Ausbauhöfe war 1833 das kölmische Gut Klein Schöndamerau (588 M 61 R) entstanden, das Pfarrer Czygan zugesprochen wurde (Prästationstabelle Ortelsburg 1840, Nr. 17). Ende des 19. Jahrhunderts machte sich im Dorf ein lebhafter wirtschaftlicher Aufstieg bemerkbar. Gefördert wurde diese Entwicklung 1891 durch die Gründung einer Spar- und Darlehnskasse (Raiffeisen) Leiter: Hauptlehrer Laschinski, seit 1927 Amtsvorsteher Rahnenführer, seit 1936 Bauer Ficht aus Neu Keykuth. Zum wirtschaftlichen Aufstieg trug auch die 1910 gegründete Entwäserungsgenossenschaft Groß Schöndamerau-Frenzken bei, durch die versumpfte Wiesenflächen nutzbar gemacht und auch die früher genutzten Ländereien erheblich verbessert wurden. Es gab im Dorf unter den 83 landwirtschaftlichen Betrieben (16: 0,5-5 ha, 12: 5-10 ha, 35: 10-20 ha, 19: 20-100 ha, 1: über 100ha) eine größere Anzahl modern bewirtschafteter Höfe. Ein wirtschaftsfördernder Faktor war auch die Besserung der Verkehrsverhältnisse: Straßenneubauten: Chaussee Groß Schöndamerau-Klein Schöndamerau mit Anschluß an die Chaussee Ortelsburg-Bischofsburg. Bei der Planung des Bahnbaus Ortelsburg-Rothfließ war nach einer Mitteilung von Hauptlehrer Laschinski zunächst auch eine Bahnstation im Ort vorgesehen. Doch der damalige Besitzer von Klein Schöndamerau, durch dessen Gut die Bahnlinie führen sollte, wußte das zu verhindern. 1925 wurde Groß Schöndamerau mit den Gütern Klein Schöndamerau und Frenzken zu einer Landgemeinde zusammengeschlossen, Klein Schöndamerau, bisher Gutsbezirk mit 265,7 ha und 59 Einwohnern, wurde 1927 vom Gutsbesitzer Artur Scheske an eine Siedlungsgesellschaft verkauft. 16 Bauernsiedlungen entstanden. Das Gut Frenzken (Gründungszeit unbekannt) umfaßte 1565 drei kölmische Hufen. Unter den Besitzern seien erwähnt: Pfarrer Johann Schützke um 1560, Stadtrichter Johann Willudowius um 1717, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die Familie Klebs von Halle. 1935 verpachtete Gutsbesitzer Klebs von Halle sein Gut an Landwirt von Sydow. Über die kirchlichen Verhältnisse in Groß Schöndamerau berichtet Hauptlehrer Laschinski: Das etwa 320 M umfassende Kirchenland wurde in früheren Jahren von den Geistlichen und ihrem Gesinde bewirtschaftet. Später wurde das Land verpachtet. Zum Kirchspiel Groß Schöndarnerau gehörten die Gemeinden von Groß Schöndamerau und Klein Schöndamerau, Frenzken, Alt und Neu Keykuth, Leinau (Leynau), Damerau, Damerauwolka, Kobbelhals, Ulonskofen und Försterei Ulonsk. Um 1900 wurde Pfarrer Max Skowronnek, der Bruder der bekannten ostpreußischen Schriftsteller Fritz und Richard, Seelsorger des Kirchspiels. Ihm folgte 1926 sein Sohn Kurt Skowronnek (-1960). Neben der evangelischen Kirchengemeinde bestand noch die evangelische Freikirche (Baptisten). Schulische Verhältnisse: Das massive Gebäude der dreiklassigen Volksschule stammte aus dem Jahre 1870. Letzter Hauptlehrer: Arthur Laschinski.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Berichte von H. Kattanek folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Karl Klimaschewski und Frau. Verschleppt wurden acht Personen. 17 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. Vier Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Heinrich Sadowski   2. Johann Guseck I   3. Gottlieb Leipolz   4. Otto Trzaska   5. Gottlieb Augustin   6. Emil Marzinowski   7. August Wiwianka   8. Heinrich Kattaneck   9. Wilhelm Laser   10. Johann Guseck II   11. Michael Marchewitz   12. Otto Mozarski   13. Fritz Karpa   14. Johann Brosda   15. Karl Kattaneck   16. Wilhelm Kunz   17. Wilhelm Spring   18. Adolf Kehlert   19. August Thomzick   20. Otto Domnik   21. Emil Grünke   22. Karl Rochel   23. Max Stahl   24. Karl Tchorz   25. Max Glienke   26. Fritz Makruzki   27. Karl Plaschke   28. Ernst Merkel   29. Hermann Daber   30. Walter Klebs von Halle (Pächter: Heinrich v. Sydow)   31. Ernst Merkel   32. Ludwig Brischke   33. Ludwig Schnaak   34. Hermann Bader

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg