Landgemeinde Hellengrund (Sabiellen)   [Zabiele]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Sabiellen ist als Schatulldorf im Zuge der Korpeller Forstseparation entstanden. Nach der Gründungshandfeste vom 31. Dezember 1787 (konfirmiert am 12. März 1788, Ostpr. Fol. 380/18) wurden acht Eigenkätnern, die sich bereits 1785 auf Scheffelplätzen angebaut hatten, 136 H 18 M 32 R magdeb. zu Schatullrechten verschrieben. "Sie sollten" nach dem Wortlaut der Urkunde "das Land in drei Felder teilen und in ordentliche Kultur bringen". Über den Erfolg ihrer Arbeit berichtet ein Bereisungsprotokoll (Willenberger Prästationstabelle 1804): "Wirte dieses Dorfes haben schlechteren Boden als Jeschonowitz und Kollodzeigrund, indessen ernähren sie sich von der Viehzucht sehr gut, alle Wohn- und Wirtschaftsgebäude sind in gutem baulichen Zustand, Haus- und Feldinventar haben sie sich ex propriis angeschafft". Die Willenberger Prästationstabellen 1812 und 1824 berichten über eine steigende Einwohnerzahl. 1841 gab es bereits 122 Einwohner, unter ihnen 29 Schatullbauern. Der Grund für die Vermehrung selbständiger Bauernbetriebe lag vor allem in dem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auftretenden Besitzzerfall der Bauerngüter. Immer wieder begegnen wir in den Sabieller Dorfakten Hinweisen auf "Parzellierungen und Dismembrierungen". Teils wurden Grundstücke im Erbgang geteilt, um den Erben den gesetzesmäßigen Anteil am väterlichen Besitz zu verschaffen, teils verkauften die Bauern kleinere oder größere Teile ihres Besitzes, um dadurch über wirtschaftliche Notzeiten hinwegzukommen. Vielfach wurden von den Bauern auch die aus der Separation erhaltenen weit abgelegenen Landstücke abgestoßen. Diese durch Erbteilungen und Landabtretungen bedingte Aufteilung und Parzellierung der Bauerngüter führte zu einer bedeutsamen Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung des Dorfareals. Vor allem wurden in Sabiellen die Ödlandflächen in den Außenschlägen besser angebaut, Waldstücke gerodet und dadurch die Anbaufläche wesentlich erweitert. Die Vergrößerung der Kulturfläche, die Einbeziehung von Ödland und Rodungsflächen in das Pflugland läßt sich aus den Akten eindeutig feststellen. Die in diesem Zeitraum neu entstandenen Besitzungen waren zu groß, um darauf einen lebensfähigen Betrieb zu unterhalten und eine Familie zu ernähren. Einige Beispiele, die ich der Willenberger Prästationstabelle 1841, Nr. 8 entnehme: Michael Witkowski (60 M, 85 R), Christian Badorrek (51 M 52 R), Adam Gromzig (30 M 116 R), Christian Wenzel (14 M 92 R). Im Dorfe Sabiellen bot sich noch eine weitere Möglichkeit, die Kulturfläche zu erweitern. Um 1860 erfolgte die Aufhebung der Weideberechtigung in den königlichen Forsten. Der Dorfschaft wurden als Abfindung Wiesenland zugestanden. So erhielt z. B. Johann Spriewald 7 M 80 R, Jakob Spriewald 14 M 64 R, Wilhelm Wierzog 12 M 18 R, Christian Grabosch 10 M 19 R.

Eine große Sorge für die Sabieller Bauern bedeuteten die fast in jedem Jahr eintretenden Überschwemmungen des Waldpuschflusses. Eine Beseitigung dieses Notstandes brachte die von Landrat von Poser 1927/28 durchgeführte Meliorationsaktion. Der Erfolg dieser Maßnahmen zeigte sich bald: Kartoffelerträge von 140 Zentnern je Morgen waren keine Seltenheit. Der auf den höher gelegenen Stellen angebaute Hafer brachte oft das 40. Korn. Während die Futtergewinnung früher den eigenen Bedarf nicht deckte, konnten nach der Melioration die 13fachen Futtererträge festgestellt werden. Der Viehbestand mehrte sich um 30 Prozent, der Bestand an Schweinen um 45 Prozent. Gewerbe und Handwerk waren auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft eingestellt. 1895 wurde eine Meierei gegründet, sie war zuletzt im Besitze von Jaeschke. Das Handwerk vertraten Gustav Gorrey und Gustav Spriewald als Schneider, Wilhelm Joswig als Schmied, Friedrich Joswig als Stellmacher, Friedrich Bednarek als Schuhmacher. Im Dorfe war eine Gastwirtschaft mit Kolonialwarenhandlung (Letzter Besitzer: Nadrowski). Viele Einwohner waren in der Forst beschäftigt. Die Dorfschule war einklassig. Durchschnittlich wurden in ihr 35 Kinder unterrichtet. Das Schulgebäude mit Lehrerwohnung war 1875 errichtet, sie brannte 1945 ab. Letzter Lehrer seit 1933: Willy Nickel. Im Dorfe war eine Poststelle. Zweimal täglich brachte ein Kraftwagen die Post aus Ortelsburg.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Berichte von Lehrer Willy Nickel folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden verschleppt: Wilhelm Joswig, Paul Jäschke, Gustav Plewka. Sieben Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Karl Spriewald   2. Heinrich Kerstan   3. Gustav Sadlowski   4. Fritz Badorek   5. Otto Wiezorek

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg