Landgemeinde Rheinswein   [Rańsk]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Vorgeschichtliche Funde: Steinkistengräber der jüngeren Steinzeit (2000 bis 1800), angehörend.

Die Gegend um den Rheinsweiner See wurde in den Jahren 1383 bis 1386 durch Konrad von Rotenstein unter zwei Güter aufgeteilt. 1383 erhielt Hans Ekhart von Soldau 130 H zwischen dem Babanter und Rheinsweiner See. 1386 verlieh der Hochmeister den Brüdern Hans Witkop und Claus "100 Huben zu Rogenwalde bei dem Reynswin". In der Verschreibung 1383 wurden gleichzeitig vier H für die Kirche bestimmt. Da innerhalb der verschriebenen Ländereien nur eine Kirche vorhanden war, kann es sich allein um die des späteren Kirchdorfes Rheinswein handeln. Die Mühle des Ortes wird 1414 enwähnt. Zu diesem Zeitpunkt haben in dem Komplex der 130 H die Dörfer Rheinswein, Erben und Minewin-Mingfen bestanden. Im Jahre 1468 verlieh Heinrich Reuß von Plauen die "Rheinsweinschen Güter", 27½ H, an die Küchmeister von Sternberg. Unter den zu diesem Komplex gehörenden Ländereien wird Rheinswein (31 kulm. H) erwähnt. Die Vasallentabellen des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verzeichnen die Familie von Küchmeister als Besitzer der Güter. Die Ländereien waren des öfteren (so z. B. 1664/1700) unter mehreren Mitgliedern der Familie aufgeteilt. In den Hufenschoßprotokollen 1717 wird das "Dorf Rheinswein" mit 11 Scharwerksbauern und acht Gärtnern erwähnt. Seit 1780 werden die Küchmeister von Sternberg als Besitzer der Rheinsweinschen Güter nicht mehr erwähnt. Als Besitzer der Ländereien werden in den folgenden Jahrzehnten genannt: die Familien von Boyen, von Taubenheim, von Gröben, von Berg (Vasallentabellen). 1849 (25. April) entstand "auf den Ländereien des adligen Gutes Rheinswein" das Vorwerk Julienhof. 1864 ist Ökonomieinspektor Johann Schroetter Besitzer der 3513 M großen Rheinsweinschen Güter. Die Besitzer von Rheinswein haben nach einem Verzeichnis der über 100 ha großen Güter des Kreises Ortelsburg nach der Matrikel der ostpreußischen Landschaft oft gewechselt: Schröter, Gottschalk, Abverkauf des Waldes an den Forstfiskus und Absiedlung von 800 M, Schneider, erneut Absiedlung von 500 M, Restgut Schneider. Julienhof (zu Rheinswein): Schröter, Gottschalk, Meter, Salewski. Die Statistik 1913 verzeichnet einen Gutsbezirk Rheinswein mit Julienhof (669,7 ha) und eine Landgemeinde Rheinswein mit Heering (243 ha). 1927 erfolgte der Zusammenschluß zur Landgerneinde Rheinswein.

1939 gab es in Rheinswein 30 landwirtschaftliche Betriebe: 12: 0,5-5 ha, 6: 5-10 ha, 3: 10-20 ha, 6: 20-100 ha, 3: über 100 ha. Unter ihnen befanden sich die Ausbauhöfe von Samuel Salewski (Julienhof), Michael Bubel, Schontowski und Sakowski (Ortsteil Heering). An gewerblichen Betrieben sind die Molkereigenossenschaft und das Mühlenwerk von H. Bressem zu erwähnen. Es befanden sich in Rheinswein zehn Handwerksbetriebe.

Die Schule ist zum ersten Male 1531 erwähnt. Ein Schulneubau war für Herbst 1939 geplant. Die Kirche (gutsherrlichen Patronats) war 1827 erbaut.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Berichte von Gertrud Jurkowski folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Altsitzer Friedrich Kerstan und Rentner Friedrich Willuhn. Vier Personen wurden verschleppt. Auf der Flucht starben sechs Rheinsweiner. Acht Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. Zehn Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Friedhof   2. Fritz Böhm   3. Michael Bubel   4. Johann Krzossa   5. Paul Dutz   6. Friedrich Schantowski   7. Gustav Sakowski   8. Samuel Salewski (Gut Julienhof)   9. Fritz Rogalla (Straßenmeister)   10. Dienstgebäude für Landjäger

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg