Landgemeinde Groß Borken   [Borki Wielkie]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Die Anfänge von Borken reichen in das 14. Jahrhundert zurück. Mit Saadau und Parlösen gehörte es zu den Gütern, die 1374 dem Ritter Menzel von Wildenau zu Lehnsrechten verschrieben wurden. 1397 wurde Philipp von Wildenau im Besitz von Borken, Saadau, Parlösen bestätigt. 1409 verschrieb Philipp seinem Diener zehn H in Parlösen. Die von Wildenaus werden in den Lehnbüchern als Besitzer der Güterkomplexe noch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts genannt. 1560 ist Andreas Jonas, Amtsschreiber in Seehesten, Besitzer von Borken, Saadau und Parlösen. Er war der Bruder des Kanzlers Christoph Jonas. Als er ohne Nachkommen starb, wurden die 60 H großen Güter an Albrecht Botho Hermann zu Eylenburg verschrieben. Die von Eylenburgs haben die Güter noch 1617 bewirtschaftet. Nach dem Lehnbuch 427 erwarb Rittmeister Friedrich Ernst von Gottberg die Güter Borken, Schadowen (Saadau) Parlösen und Wolka. Um 1748 sind dann die Güter in den Besitz der Adelsfamilie von Gröben übergegangen. 1778 wird in den Lehnbüchern Johann Ernst von Kurowski als Besitzer genannt. In Borken wohnten zu dieser Zeit sechs Bauern und zwölf Gärtner. Am Ende des 18. Jahrhunderts haben die Besitzer des öfteren gewechselt. Anfang des 19. Jahrhunderts (Vasallentabelle 1804) erwarb Wilhelm von Berg (später Landrat des Kreises Ortelsburg) den Güterkomplex: Borken, Parlösen, Saadau, Wolka, Klein Borken und Dombrowken. In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts verzeichnen die Urkunden mehrere adlige Anteilbesitzer, so in Groß und Klein Borken Caroline von Berg, geb. von Mirbach, in Parlösen und Wolka Friedrich Haagen, in Saadau Rittergutsbesitzer Emil Garske. In den letzten Jahrzehnten haben die Besitzer der zum Gutsbezirk Borken gehörenden Güter (Groß Borken, Klein Parlösen und Dombrowken) oft gewechselt. 1912/13 erwarb die Ostpreußische Bau- und Siedlungsgesellschaft große Teile (618,7 ha) von Groß Borken zu Siedlungszwecken, über das Ergebnis dieses Siedlungsvorganges gibt nachstehende Tabelle Auskunft: Zahl der Haushaltungen vor 1910: 20, nach 1925: 49. Zahl der Einwohner vor 1910: 133, nach 1925: 256. Das Restgut Groß Borken erwarb Konrad Daum (der Bruder des Brauereibesitzers in Ortelsburg). Das Gut Dombrowken hatte ein Pole Walkowiak gekauft, der nach der Abstimmung das Gut fluchtartig verließ. 1931 gab Konrad Daum das Restgut für Siedlungszwecke ab. Es entstanden ungefähr 30 Streusiedlungen (je l0 bis 18 ha). Das Gut Dombrowken wurde ebenfalls für Siedlungszwecke aufgeteilt und an vier Siedler verkauft. Die Gutshäuser kaufte der Staat. Das Gutshaus Groß Borken wurde dem Landjahr zur verfügung gestellt, das Gutshaus Dombrowken von dem weiblichen Arbeitsdienst belegt. 1927 wurde der Gutsbezirk in eine Landgemeinde umgewandelt. In der Landgemeinde gab es 1939 61 landwirtschaftliche Betriebe: 13: 0,5-5 ha, 19: 5-10 ha, 22: 10-20 ha, 6: 20-100 ha, 1: über 100 ha. Infolge der durch die Meliorationsgenossenschaft Dimmernwiese eingeleiteten Entwässerungsmaßnahmen wuchsen die Erträge. Der Viehbestand hatte sich abgesehen von der Verbesserung der Qualität - seit 1932 um 31 Prozent, der Bestand an Pferden um 30 Prozent vermehrt. Die Wiesen lieferten die 13fachen Futtererträge. An gewerblichen Betrieben waren in der Landgemeinde eine Schneidemühle (Besitzer Danur), eine Schmiede mit Wagenbau (Max Sarayke) und eine Gastwirtschaft mit Kolonialwarengeschäft (Richard Plehn) vorhanden. Die Aufwärtsentwicklung belebte die Vereinstätigkeit. Im Dorfe waren ein Sportverein, ein Kleinkaliber-Schieß-Verein, ein Feuerwehrverein und ein Kriegerverein vorhanden. Kirchlich gehörten die Einwohner zu Kobulten. Die im Zeitalter Friedrichs des Großen gegründete Schule hatte seit 1931 drei Klassen und eine Berufsschule (letzter Leiter: Fritz Schusdziarra).

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Paul Ollech folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden neun Einwohner ermordet: Hermnan Dork, Jakob Heidasch, Bernhard Scheiba, Gustav Wietzorrek, Andreas Richert, Emma Richert, Johann Zimmermann, Frau Zimmermann. Hauptlehrer Krüger und Bauer Emil Rexa sind auf der Flucht erschossen. Außerdem kamen elf Einwohner auf der Flucht ums Leben. Zwölf Personen wurden verschleppt. 17 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. 15 Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. August Mittmann   2. Otto Mittmann   3. Karl Pichotka   4. Koschick   5. Karl Pudelski   6. Rossat   7. Fritz Tomtzik   8. Albert Wibranski   9. Emil Skrotzki   10. Fritz Boehnke   11. Johann Plewa   12. Wilhelmine Pawellek   13. Adolf Großmann   14. Anton Chachulski   15. Ewald Sombritzki   16. Paul Ruch   17. Hermann Dörk   18. Jakob Heidasch   19. Cicholl   20. Albert Windschall   21. Andreas Sowa   22. August Dannapfel   23. Gustav Mackowski   24. Emil Grünheid   25. Herbert Gosse   26. Manfred Renner   27. Gerhard Stein   28. Hans Höpfner   29. Willy Puzich   30. Wiezorrek   31. Hans Terner

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg