Landgemeinde Glauch (Gluch)   [Głuch]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Das am linken Omulefufer gelegene Dorf Glauch ist eine Gründung des Herzogs Georg Friedrich von Ansbach. Nach der Gründungsurkunde vom 16. Juni 1599 umfaßte die Dorfgemarkung 26 H kulm., die von 12 Kölmern bewirtschaftet wurden. Größe der Gemarkung und Zahl der Wirte blieben bis in das friderizianische Zeitalter konstant. Gelegentlich der Separation der Korpeller Forst 1788 erwarb die Dorfgemeinde östlich des Omulef 24 H 15 M 102 R magdeb., auf denen sich zehn Bauern ansiedelten. Dorfschulz zu dieser Zeit war Andreas Plewka (Ostpr. Fol. 380/18). Die mit der Separation im Reformzeitalter verbundenen Maßnahmen führten, wie in anderen Dörfern des Ortelsburger Kreises, zu einer Vermehrung der Bauernhöfe und zu Besitzveränderungen. Die Willenberger Prästationstabellen 1841 verzeichnen 26 Kölmer und 12 Schatullbauern. "Die Dorfgemarkungen (2585 M 37 R preuß.)", so heißt es in dieser Quelle, "werden noch im Gemenge bewirtschaftet. Die beantragte Separation ist bisher noch nicht bis zur Plananweisung respektive Ausfertigung eines Rezesses fortgeschritten". Sie kam erst 1870 zum Abschluß. Ende des 19. Jahrhunderts verlegten mehrere Bauern ihre Höfe vom Dorf auf neue Ackerpläne. Nach einer Mitteilung von Lehrer Hans Willutzki sind die jüngsten Bauernhöfe 1898 entstanden, als das Gut Omulef Ländereien verkaufte. Es sind zu dieser Zeit die Höfe von Wilhelm Gayk, Zdunek, Kroll und Kipar entstanden. Die Glaucher nennen diese Ländereien "die Kolonien". Das benachbarte Gebiet um den Bauernhof Szech hieß "Heideflur". Die Gegend um den Bauernhof Romotzki trug den Flurnamen "Stegna". Die am Omulef gelegenen Bauernhöfe hatten des öfteren unter Überschwemmungen zu leiden. Erst die Durchführung der Omulefmelioration brachte den entscheidenden Wandel. 1935 war das Gebiet nicht mehr wiederzuerkennen. Es wurden in diesem Jahre über 31 Prozent mehr Flächen landwirtschaftlich genutzt als 1932. Es waren im Dorf nach der Melioration die 13fachen Futtererträge festzustellen. In Glauch waren 35 landwirtschaftliche Bletriebe: 5: 0,5-5 ha, 12: 5-10 ha, 10: 10-20 ha, 8: 20-100 ha. unter ihnen waren 17 Abbauhöfe. In den 30er Jahren war auch eine entscheidende Besserung der Verkehrsverhältnisse festzustellen. 1931 wurde ein kleiner Abschnitt (1,7 Kilometer) auf der von der Oberförsterei Willenberg bis zum Steg nach Kilischken führenden Straße zur Chaussee ausgebaut. 1936 wurde der größere Abschnitt zur Nachbargemeinde Fröhlichshof bis zur Kreisgrenze fertiggestellt. Drei Stege für Fußgänger führten innerhalb der Dorfgemarkung über den Fluß und ersparten große Umwege. Seit 1905 gehörte zur Landgemeinde Glauch das Gut Kilischken, das 1722 gegründet wurde. Über die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in der Landgemeinde berichtet Lehrer Hans Willutzki: "Es gab im Dorf viele kinderreiche Familien. Bei den kleinen Leuten war das Brot oft knapp. Der Vater und die erwachsenen Söhne gingen im Winter nach Westfalen ins Bergwerk, um dort zusätzlichen Verdienst zu haben. Von dem Ersparten wurde immer wieder ein Stück Land gekauft. Die Kinder mußten tüchtig mithelfen beim Hüten der Kühe und Gänse. Die Erwachsenen Kinder aus kinderreichen Familien wanderten vielfach nach Westfalen aus. Weiteren zusätzlichen Verdienst fanden die kleinen Leute als Waldarbeiter bei der forstlichen Kulturarbeit, die Bauern beim Holzabfahren. Im Dorfe befanden sich keine Läden und Handwerksbetriebe." Die einklassige Schule stammte aus der Zeit Friedrich Wilhelm III. 1909 wurde das Schulhaus neu gebaut.

Über das Schicksal der Landgemeinde berichtet Lehrer Willutzki: Beim Einmarsch der Russen am 19. Januar und am folgenden Tage wurden folgende Einwohner erschossen bzw. erschlagen: Gustav Bohrmann, Frau Bohrmann, Lotte Lipka, Marie Tuttas, Hermann Klein, Samuel Kutzenski, Landwirt Wilhelm Symanski, Martin Konetzka, Frau Konetzka, Karl Rosowski, Fritz Romotzki und Sohn Kurt, Michael Glinka, Fritz Symanski. Verschleppt wurden zehn Personen. Tötlich verunglückt in einem Flüchtlingslager bei Eberswalde: Marta Bonk, Wilhelmine und Arnold Symanski, Heinz Sokolies. 18 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. Drei Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg


Berichtigungen und Ergänzungen zu meiner 1967 erschienenen Arbeit über "Die Landgemenden des Kreises Ortelsburg"

Glauch (Gluch): Umbenennung in Glauch vor 1929.

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Fritz Kutrieb   2. Gustav Hartwich   3. Fritz Symanski   4. Christof Galla   5. Fritz Romotzki   6. Karoline Szepanski   7. Bauer Nikschik (gehört zu Fröhlichswalde)   8. Gustav Konetzka   9. Gottfried Goretzki   10. Emil Jakowski   11. Friedrich Zdunek   12. August Kroll   13. Wilhelm Spring   14. Bruno Klein   15. Michael Rayzik   16. Gottlieb Gayk   17. Heinrich Szech   18. Ernst Gayk   19. Karl Lojewski

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg