Landgemeinde Konraden   [Konrady]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Die erste Nachricht von einer Besiedlung des Raumes, in dem später das Dorf Konraden entstanden ist, findet sich in einem Bericht, den Kriegs- und Domänenrat Stolterfoth am 16. April 1786 an die Kriegs- und Domänenkammer gerichtet hat (Rep. 5, Tit. 2, Friedrichsfelde Nr. 4, vol 1): Hier heißt es: "In diesem Bezirk wohnen Leute, die sich Katen von rundem Holze bauen, mit Borke oder Baumrinde bedeckt, bis zwei Fuß tief in die Erde gegraben. Diese Gebäude nennen sie 'Nahrlöcher', sie haben keine Schornsteine, sondern nur in der Mitte einen Herd von Lehm und oben im Dache eine Öffnung zum Abzug von Rauch; hier sind den Winter hindurch Mensch und Vieh in abgeteilten Räumen beisammen und die Scheunen (ebenso erbaut) mit dem Hause unter einem Dach". In einer Handfeste vom 26. Februar, konfirmiert am 31. März 1788, findet sich die Notiz, "daß sechs Eigenkätner (Johann Kypar und Consorten), die bereits seit 1785 auf Scheffelplätzen gewohnt haben, sieben Hufen 14 Morgen 130 Ruten Magdeb. erbeigentümlich zugewiesen erhalten". Diese Urkunde ist die Gründungshandfeste des Dorfes. Am 13. Juli (konfirmiert 7. Dezember) 1812 kaufte Konraden 488 M 143 R magdeb. in der Friedrichsfelder Forst. Nach weiteren Erwerbungen kleiner Wiesenstücke umfaßte die Dorfgemarkung 1835: 24 H 23 M 25 R preuß., die von acht Schatullkölmern genutzt wurden. Die wirtschaftliche Entwicklung machte in den nächsten Jahrzehnten nur geringe Fortschritte. Der Grund lag vor allem darin, daß die Dorfgemarkung häufig Überschwemmungen ausgesetzt war. In einem Bericht Stolterfoths heißt es: "Der ganze Bezirk des Amtes Friedrichsfelde ist tief gelegen, hat durchweg nasse Wiesen und viele Brüche, deren Erträge jährlich geringer ausfallen. Es fehlt an Vorflut". Auf Wunsch des Königs legte Stolterfoth einen ausführlichen Meliorationsplan vor. Er wurde "wegen der Höhe der Kosten, 4473 Rthl., abgelehnt. Erst 1869, nach Gründung des Friedrichsfelder Meliorationsverbandes", entschloß man sich zum Bau von zwei Abzugsgräben, des Ost- und Westkanals. Allein diese Gräben verfielen mit der Zeit wieder, und auf den neu angelegten Wiesenflächen wuchs nur saures Gras. Die endgültige Lösung des Meliorationsproblems konnte erst 1938 erfolgen, als Landrat von Poser nach Verhandlungen mit Polen durch eine Vertiefung der beiden Gräben die Vorflut nach Polen herbeiführte. Für Konraden wurde ebenso wie für Jeromin, Weißengrund, Bialygrund und Ostfließ (Alt Suchoroß) der Ausbau des Ostkanals von entscheidender Bedeutung. Der Erfolg der durchgeführten Entwässerungen zeigte sich verhältnismäßig schnell. In Konraden, dessen Einwohner vorwiegend in der Landwirtschaft tätig waren, wurden 1939 31 Prozent mehr Flächen landwirtschaftlich genutzt als im Jahre 1932. Es gab in Konraden 16 landwirtschaftliche Betriebe (4: 0,5-5 ha, 7: 10-20 ha, 5: 20-100 ha.) Im Dorfe befand sich eine einklassige Schule, die auch von Kindern aus Alt und Neu Suchoroß und Abbauten von Alt Kiwitten (Alt Czayken) besucht wurden. Das Schulgebäude war 1925 erbaut. Letzter Lehrer vor der Vertreibung war E. Titze. Ein eigenständiges Vereinsleben fehlte im Dorfe.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Adam Tietz folgende Angaben: "Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurde Frau Wilhelmine Przygodda erschossen. Verschleppt wurden Bauer Ludwig Makowka, Gustav Senff, Emil Ziwitza. 11 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen, 6 Soldaten werden vermißt".

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. August Tietz   2. Karl Kijewski   3. Gustav Senff   4. Gottlieb Kiliman   5. Emil Kepurra

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg