Landgemeinde Neuvölklingen Ostpr. (Achodden)   [Ochodno]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Achodden ist eine Gründung des Ortelsburger Pflegers Konrad Stauchwitz. Die Gründungsurkunde ist 1483 für Niklas Achusniczky "über ein Gut Achuden (10 Hufen) bei dem Waldpus-See" ausgestellt. (Privilegienbuch 262.) In einer zweiten Handfeste verschrieb Herzog Albrecht im Jahre 1532 13½ H dem Nikolaus Mikulla. Neben ihm werden in der Urkunde vier Wirte erwähnt, die auf dem Ortelsburger Schloß scharwerken und auch die Postfuhren leisten mußten (Ostpr. Fol. 15 579). Nach der Ortelsburger Amtsrechnung 1628 nutzten vier Wirte 13½ H. 1669 zinsten die Bauern von 2½ H 30 Mark. 1698 (Ortelsburger Amtsrechnung) wurden die Bauern vom Scharwerk und der Verpflichtung der Postfuhren befreit. In den Hufenschoßprotokollen 1717 werden 12 H als "wüst" bezeichnet. Im Zeitalter Friedrichs des Großen läßt sich ein wirtschaftlicher Aufstieg feststellen. Die "wüsten Hufen" wurden Assekuranten erbverschrieben. Es entstanden nach dem Ortelsburger Grundbuch vol. 1, 15 580 in den Jahren 1742-1746 fünf lebensfähige Bauernhöfe. Auf ihnen wirtschafteten die Erbfreien Jakob Lischewski, Michael und Johann Linck, Mathes Goronzy und Georg Witkowski. Die Vermögensumstände der Bauern werden in den Bereisungsprotokollen der Ortelsburger Prästationstabelle 1781 "als sehr mittelmäßig" bezeichnet. Am 2. Dezember 1816 erwarben die Einsassen von Achodden zusammen mit den Wirten von Kaspersguth 118 M 96 R magdeb. in der Friedrichsfelder Forst. Im Jahre 1840 (Ortelsburger Prästationstabelle) ist die Separation im Dorf auf einer Fläche von 1073 M 106 R durchgeführt. Die Einwohnerliste dieses Jahres verzeichnet neun Kölmer, zwei Eigenkätner. Mehrere Bauern verlegten ihre Höfe vom Dorf weg auf die neuen Ackerpläne. Die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung der Gemeinde wurde durch den Ausbau der Straße Ortelsburg-Alt Keykuth und durch den Anschluß an die Bahnlinie Ortelsburg-Mensguth (1909) sehr gefördert. 1939 gab es im Dorf 13 landwirtschaftliche Betriebe: 2: 0,5-5 ha, 3: 5-10 ha, 3: 10-20 ha, 5: 20-100 ha. Unter den "Ausgebauten" seien die Höfe von G. Suchodolski, F. Galla, I. Guseck (östlich der Straße), W. Bialluch (westlich der Bahnlinie) genannt. Eine Schule war in Neuvölklingen (Achodden) nicht vorhanden. Die Kinder besuchten die Schule in Kaspersguth. Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Erich Bednarz folgende Angaben: "Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurde Marta Galla ermordet. Auf der Flucht kamen vier Einwohner ums Leben."

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Bahnhof Neuvölklingen mit Bearmtenhaus   2. Willhelm Bialluch   3. Karl Kruska   4. Johann Gusek   5. Friedrich Galla   6. Gustav Suchodolski

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg