Landgemeinde Lichtenstein (Gonschorowen)   [Gąsiorowo]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Am 18. März 1564 verlieh Herzog Albrecht "seinem getreuen Sebastian Lichtenstein vier Hufen zum Schulzenamt, 48 Hufen den anderen Einwohnern, in Summa 52 Hufen mit dem Recht freier Fischerei im Zwillingssee zu Tisches Notdurft mit einer Handwathe" (Ortelsburger Grundbuch Nr. 15570). Aus einer Notiz der Ortelsburger Amtsrechnung 1615 geht hervor, daß "diese 52 Hufen auf drei Dörfer verteilt waren: 1. Gonscherowen 14 H, davon vier Schulzenhufen, zehn Kölmerhufen, 2. Saborofo (Heideberg) 12 Hufen, die von sechs Kölmern besetzt waren, 3. Krzywonogga (Krumfuß): 24 Hufen, die von 12 Wirten besetzt waren". Die Besetzung der Bauernhufen machte nach einer Notiz der Ortelsburger Amtsrechnung 1652 Schwierigkeiten. Im Jahre 1687 waren in den drei Dörfern 25 Hufen noch unbebaut. In der Ortelsburger Amtsrechnung 1700 werden diese Dörfer sogar als "ganz wüst" bezeichnet. Diesen Zuständen bereitete Friedrich der Große ein Ende. In einem königlichen Reskript vom 15. Juli 1741 heißt es: "Nachdem das Dorf Gonschorowen bisher gegen "Wüstenzins" ausgetan, werden nunmehr die neun Huben an fünf Assekuranten (Bartek Kendzorra, George Klimeck, Mathes Salch, George Peterra, Mathes Karweck) ausgetan". Aus den Bereisungsprotokollen der Ortelsburger Prästationstabelle 1781 geht hervor, "daß alle Assekuranten bis auf einen die ihnen anbefohlenen Wohn- und Wirtschaftsgebäude gebaut haben. Der eine ist aber auch schon durch das Domänenamt zu baldiger Instandsetzung angehalten. Die Vermögensverhältnisse sind von schlechter Beschaffenheit, sind nie besser gewesen".

1801 wohnten in Gonschorowen (31 H 20 M 13 R) zwei Kölmer und sechs Assekuranten (Mensguther Prästationstabelle Nr. 7)

Nach Abschluß der Gemeindeauseinandersetzung im Jahre 1840 (Mensguther Prästationstabelle Nr. 13) umfaßte die Dorfgemarkung 950 M 130 R preuß., die von drei Kölmern, sieben Assekuranten bewirtschaftet wurden.

Die Statistik 1939 verzeichnet in Lichtenstein 11 landwirtschaftliche Betriebe: 1: 0,5:5 ha, 1: 10-20 ha, 9: 20-100 ha. Unter ihnen waren sechs Ausbauhöfe: Barabas, Trzaska, Kuszewski, Wermter, Palloschek, Pollet.

Lichtenstein besaß keine eigene Schule. Die Kinder besuchten die Schule von Rauschken.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Rosa Pollet folgende Angaben: Von den Russen wurden verschleppt: Anton Boczek und Alfons Surrey. Auf der Flucht starben zwei Personen. Fünf Einwohner fielen als Wehrmachtangehörige.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Johann Fallaschek   2. Peter Wermter   3. Emil Trzaska   4. August Barabas   5. Josef Pollet   6. August Kuszewski

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg