Landgemeinde Waplitz   [Waplewo]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Vorgeschichtliche Funde: Mikrolithen (mittlere Steinzeit), Spangenfibeln, Greifenfibeln (6. Jahrhundert nach Christi Geburt).

Über die älteste Geschichte von Waplitz berichten fünf Handfesten. Die Gründungsurkunde von Waplitz über zehn H am See Nareythen für Bartusch von Wapplis stellte Konrad Zöllner von Rotenstein 1388 aus. Bartusch war verpflichtet, einen Dienst mit Hengst und Harnisch zu stellen "und die Warten (Späherposten) zu besetzen und bestellen, die weil es nottut, wenn, wie dicke und wohin er von uns und unseren Brüdern geheißen wird". Das Areal von Waplitz wurde in den folgenden Jahren durch zwei weitere Güter von acht Huben ergänzt (Ordens-Fol. 91 b). Das eine Gut erhielten die Brüder Niclas, Konrad und Kaspar 1392 von Konrad von Wallenrod, das andere wurde zwei Jahre später durch Konrad von Jungingen dem Symon von Wappelsdorf verschrieben. 1429 (am Sonntage vor priscae Virginis) verlieh Paul von Rußdorf dem Matthes und Jan, Hannucks Söhnen, zehn H zu kölmischem Recht. Eine Handfeste über acht H stellte Wilhelm Graf zu Eysenburg dem Peter und Andreas zu "Wappliesdorf" aus. 1613 (25. September) erwarb die Dorfschaft zwei wüste H "Winkelheide" genannt, für 100 Taler. 1628 wohnten im Dorf 13 Kölmer. Am 4. Juli 1670 wurden von der Dorfgemarkung 9½ H abgezweigt und zu adligen Rechten an die Familien von Naguschewski und von Bogdanski verschrieben. In den Ortelsburger Prästationstabellen des 18. Jahrhunderts erscheinen diese H unter dem Namen "Waplitz A", die restlichen 30½ H unter dem Namen "Waplitz B". 1830 wurde das adlige Gut Waplitz (643 M 24 R) "dismembriert", die drei Anteile von Friedrich Marchlowitz, Jakob Loch und Christoph Nischk wurden "hinsichtlich der Gerichtsbarkeit durch Kabinettsordre vom 4. Mai 1843 an das Land- und Stadtgericht Passenheim überwiesen. Der Kleine Rudtker See, der bisher zu keiner Gemeinde gehörte, wurde mit Gemeindebezirk Waplitz vereinigt. Der selbständige Gutsbezirk adliges Waplitz und der Gemeindebezirk Waplitz wurden durch königlichen Erlaß vom 4. März 1881 unter dem Namen Waplitz zusammengeschlossen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Gemeinde, die in den Bereisungsprotokollen der Ortelsburger Prästationstabelle 1783 als "nur schlecht" bezeichnet wurden, haben sich langsam gebessert. Die Dorfschaft suchte dem Mangel an Wiesen und Weiden dadurch zu begegnen, daß sie bei der Separation der Napiwoddaer Forst sechs H drei M magrdeb. an Scheffelplätzen erwarb. Eine entscheidende Aufwärtsentwicklung läßt sich erst seit 1908 feststellen, als die Entwässerungsgenossenschaft Waplitz die Regulierung des Kalbenfließes bei Passenheim durchführte und neue Wiesen- und Ackerflächen nutzbar machte. 1939 gab es in Waplitz 30 landwirtschaftliche Betriebe: 6: 0,5-5 ha, 5: 5-10 ha, 5: 10-20 ha, 13: 20-100 ha, 1: (August Marchlowitz) über 100 ha. Sieben Wirte (Burdinski, Libuda, Lucka, Hensellek, Friedrich Lipka, Sengotte Kollwitz) hatten sich ausgebaut.

Die Dorfschule war im Zeitalter Friedrich Wilhelms I. gegründet.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Berichte von August Burdenski folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Wilhelm Bradka und Frau, Emil Konetzka und Frau, Salk, Frau Salk und drei Töchter, Familie Naroska (vier Personen), Otto Jurr (Mühlenbesitzer), Friedrich Bembennek und Frau, Eduard Lipka, Wilhelmine Lipka, August Marchlowitz und Frau, Willy Skischally und Frau, Familie Zeratzki (drei Personen), Familie Linka (drei Personen). Sechs Personen wurden verschleppt. 15 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Karl Zeratzki   2. Auguste Lipka   3. Emilie Probul   4. Friedrich Lipka   5. Friedrich Sengotta   6. Johann Schiemanski   7. Gustav Krzykowski   8. Max Hensellek   9. Emil Lucka   10. Franz Kollwitz   11. Otto Jurr   12. Friedrich Skischalli   13. Friedrich Naroska   14. Wilhelm Salk   15. Wilhelm Schefzig

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg