Landgemeinde Kobbelhals   [Kobyłocha]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Die Anfänge von Kobbelhals reichen in das Jahr 1612 zurück. Johann Sigismund verkaufte am 10. Oktober dieses Jahres "fünf Huben Landes, so beim Kobelhals gelegen am See Schoben" dem Pfarrer von Schöndamerau, Christoph Lichtenstein. Die Ortelsburger Amtsrechnungen des 17. Jahrhunderts verzeichnen bis zum Jahre 1687 einen Wirt auf "dem Gute Kobbelhals". Zweieinhalb Hufen erwarb in diesem Jahr laut Privilegienbuch 265 Hans Kuß. In den Hufenschoßprotokollen 1717 wird Kobbelhals als kölmisches Dorf mit vier Wirten verzeichnet. Die wirtschaftlichen Verhältnisse des Dorfes werden in den Bereisungsprotokollen der Ortelsburger Prästationstabelle 1787 als "dürftig", die Vermögensverhältnisse als "nur sehr mittelmäßig" bezeichnet. "Die Dorfinsassen", so heißt es in dieser Urkunde, "müssen ihren ganzen Heubedarf kaufen". Im Jahre 1812 erwarb die Dorfschaft, "um den Mangel an Wiesen und Weiden abzustellen", 280 M 120 R preuß. Forstland im Revier Damerau der Korpeller Forst für 573 Rthl 141 Gr. zu vollem Eigentum.

Im Separationsrezeß des Jahres 1840 werden in der Dorfgemarkung (620 M 38 R preuß.) sechs Kölmer erwähnt, die in der Staatsforst das Recht freier Waldweide, im Schobensee das Privileg freier Fischerei zu "Tisches Notdurft" genießen. Im Jahre 1856 wird das Recht freier Waldweide, 1870 das Fischereiprivileg gegen eine Abfindung von 20 Talern abgelöst. Die Fischerei im Schobensee wurde erst seit diesem Zeitpunkt verpachtet. Letzter Pächter vor der Vertreibung war Konopatzki. In Kobbelhals waren 15 landwirtschaftliche Betriebe (4: 0,5-5 ha, 2: 5 bis 10 ha, 6: 10-20 ha, 3: 20-100 ha). 25 Arbeiter waren in der Forstverwaltung und Fischerei tätig. Im Dorfe gab es eine Gastwirtschaft. Das malerisch am Schobensee gelegene Dorf mit seinen massiv ausgebauten Häusern war in wachsendem Maße Ausflugsziel.

Bis zum Jahre 1906 hatte Kobbelhals keine Schule. Die Kinder mußten die Schule in dem dreieinhalb Kilometer entfernten Groß Schöndamerau besuchen. Im Jahre 1906 wurde eine neue, schöne Schule mit Lehrerwohnung gebaut. Die einklassige Volksschule gehörte mit Schobendorf (Ulonskofen), Eichthal, Försterei Klein Rehbruch und mehreren Abbauten von Leinau (Leynau) zum Gesamtschulverband Kobbelhals. Letzter Lehrer (seit 1. April 1927) war E. Risch.

Über das Schicksal des Dorfes am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir Berichten von G. Nowozin und E. Risch folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurde Walter Puzicha ermordet. Verschleppt wurden Edith Balzer, Walter Kruska und Herta Lipka. Sechs Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen, sechs Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Frierdrich Konopatzki   2. Emil Pertek   3. Friedrich Kruska   4. Wilhelm Balzer   5. Johann Pruhs   6. Wilhelm Kasperowski   7. Johann Kruska   8. Wilhelm Puzicha
Die mit I bezeichnete Besitzung gehört Gustav Lumma, Leynau.

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg