Landgemeinde Leinau (Leynau)   [Linowo]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Vorgeschichtliche Funde: Hügelgräber, der "frühen Eisenzeit" (600 bis 300) angehörend.

Die Handfeste für das Dorf Leynau hat Hochmeister Konrad Zöllner von Rotenstein am 6. Februar 1387 ausgestellt (Ostpr. Fol. 125). Die Brüder Mathes und Staschken und vier andere erhielten 20 H am See Lynowo zu kulmischem Recht. Auch wurde ihnen das Recht zuerkannt, im Schobensee "mit kleinem Gezeuge zu fischen alles zu ihrem Tische und nichts zu verkaufen". Sie waren verpflichtet, einen Plattendienst zu allen Heerfahrten (Stellung eines Mannes mit Brustharnisch/Platte), leichten Waffen und einem Pferd zu leisten. Auch sollten sie von jeglichem Pfluge einen Scheffel Korn und einen Scheffel Weizen (das sogenannte Pflugkorn), ferner zur Anerkennung der Landesherrschaft ein Pfund Wachs und einen kölmischen Pfennig als Rekognitionszins an das Amt abführen. Nach einer Notiz im Hausbuch Nr. 2 Ostpr. Fol. 132 (1586) wurden die Wirte vom Scharwerksdienst im Rittergut Fabeck (Jablonken) befreit, sie mußten aber sich zur Übernahme der Postfuhren verpflichten. Bereits 1615 richteten die Bauern an das Amt die Bitte, "ihnen die drückende Last der Postfuhren zu nehmen, sie wollten lieber scharwerken". Die Bitte wurde ihnen erfüllt. 1614 (15. Januar) erhielt Leynau von Johann Sigismund eine Haudfeste über die 10 H 20 M "Übermaßland". Für dieses Übermaß mußte jeder Wirt von der Hufe 100 Mark "Kaufgeld" zahlen. 1653 umfaßte die Dorfgemarkung 49 H 20 M magdeb. In den Hufenschoßprotokollen 1717 werden 25 Kölmer erwähnt. Einen Einblick in die Aufteilung der Dorfgemarkung gewährt ein am 2. September 1777 von Kondukteur Johann gezeichneter Riß (Göttinger Archivlager). Von den 67 H 5 M 97 R kamen auf das Ackerland: 36 H 24 M 41 R, auf die Wiesen: 5 H 3 M 202 R, auf die "unnützen Brüche": 6 H 205 R. Die Bereisungsprotokolle (Ortelsburger Prästationstabelle 1787) enthalten nähere Angaben über die wirtschaftlichen Verhältnisse. Hier heißt es: "Hauptnahrungszweige: Ackerbau und Viehzucht. Auch wird der Flachsbau sowie Spinnerei und Weberei lebhaft betrieben, so daß viele Einsassen hieraus einen großen Teil ihre Abgaben bestreiten. Einige Einwohner befleißigen sich auch der Bienenzucht mit gutem Erfolg". 1798 befand sich am Fließ (Powek), der den Leinausee mit dem Großen Schobensee verbindet, eine Wassermühle.

Die Gemeindeauseinandersetzung war 1840 auf einer Fläche von 3372 M 147 R preuß. durchgeführt. Im Separationsrezeß werden 27 Kölmer und drei Eigenkätner erwähnt. Einige Bauern verlegten ihre Höfe in die Außenschläge der Dorfgemarkung. Unter den 12 Ausgebauten seien Friedrich Lumma, A. Wiezorrek, Fritz Abramzik, Johann Jedamski, Gottlieb Symanski erwähnt. Unter den gut wirtschaftenden Betrieben sei der 77 ha große Bauernhof von Wilhelm Knizia (Remontezucht) genannt. Die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung wurde durch die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse (Ausbau der nach Groß Schöndamerau, Wildenau (Jablonken) und Kornau (Olschöwken) führenden Straßen sehr gefördert. Die Schule, im Zeitalter des Königs Friedrich Wilhelms I. gegründet, erhielt 1915/16 ein modernes Gebäude, in dem zwei Klassen unterrichtet wurden. Die letzten Lehrer waren O. Hofer, Chr. Nowoczin, E. Grünberg und B. Kreuz. Das Gewerbe war im Dorf durch zwei Gasthäuser, zwei Schmiede, drei Maurer, einen Stellmacher, einen Tischler und einen Zimmermann vertreten.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Wilhelm Knizia folgende Angaben: "Von Russen erschossen: Emil Glaubitz, Karl Heidasch, Michael Heidasch, Gottlieb Lippeck. Verschleppt: Zehn Personen. 20 Einwohner als Wehrmachtangehörige gefallen".

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Herbert Hertes   2. Johann Sagromski   3. Karl Heydasch   4. Adam Czaplinski   5. Johann Jedamski   6. Gottlieb Symanski   7. Amalie Latza   8. August Ruttkowski   9. Wilhelm Knizia   10. Fritz Abramzik   11. Karl Rimmek   12. Julius Platzek   13. Emil Mlodzian   14. Fritz Lumma   15. Auguste Wiezorrek   16. Gottlieb Leipholz

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg