Landgemeinde Fürstenwalde   [Księży Lasek]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Die Gründungsurkunde des Grenzdorfes Fürstenwalde - der Ort lag einen Kilometer von der polnischen Grenze entfernt - ist verloren gegangen. Die älteste Nachricht über das Dorf findet sich in Repos. 5, Tit. 2, Willenberg 7. Hier heißt es: "Die Vermessung des neu anzulegenden Dorfes ist noch nicht beendet (die Notiz stammt aus dem Jahre 1766). In dem Ort sind bereits 20 Familien vorhanden. Fünf Familien warten noch auf die Regulierung durch Kondukteur von Schlichting." Unter den Siedlern werden an dieser Stelle 14 preußische (u. a. Jan Riemeck und Friedrich Lipka) und sechs polnische Kolonisten (u. a. Bartek Katzmarzik und Woytek Dombrowski) genannt. Nach der von Kondukteur von Schlichting gezeichneten Karte "Plan des neu angelegten Chatulldorfes Fürstenwalde" setzte sich die Dorfgemarkung aus folgenden Teilen zusammen: 34 H 10 M 146 R Scheffelplätze, 10 H 14 M 144 R "schlechte Wiesen oder Weideland", 7 H 21 M 128 R an Gebrüch am Triebefluß. Die Willenberger Prästationstabelle 1769 verzeichnet in dem Freidorfe 27 Schatullbauern, die je 1 H 15 M magdeb. bewirtschafteten. Die Dorfgemarkung wurde in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts durch Ankauf von Forstländereien erweitert: 1783 (Willenberger Grundbuch 15614) erwarb die Dorfschaft "die an der Grenze gelegenen Wiesenländereien, Pelten genannt, (4 H 5 M 51 R)". 1785 wurden dem Dorf, "da es ihm an Wiesenwachs fehlet", die ehemaligen Rosoggaschen Wiesen (10 H 14 M 144 R magdeb.) erblich überlassen. 1787 kaufte die Dorfschaft 20 H 12 M 159 R magdeb. von den Dörfern Suchorowitz und Bialygrund als Hilfsland, 1788 Wiesenland, Biel genannt (9 H 9 M 114 R magdeb.) von der Dorfschaft Lipowitz. Unter den 27 Schatullbauern werden in diesen Urkunden Jan Witkowski, Andres Nilewski, Michael Wrobel und Andres Sender genannt, 1798 umfaßte die Dorfgemarkung 118 H 28 M 68 R magdeb. In der Willenberger Amtsrechnung 1799 wird zum ersten Male eine Unterförsterei erwähnt. Die Willenberger Prästationstabellen des Jahres 1804 erwähnen Klagen der Einwohner "über die mangelhaften Vorflutverhältnisse". Es heißt hier: "Die Gräben zur eigenen Entwässerung der niedrigen Dorfländereien sind zwar gezogen, sie sind jedoch an einigen Stellen bei dem diesjährigen starken Regenwetter so verschlammt, so daß die Aufräumung derselben nötig ist." Die Bereisungsprotokolle der Willenberger Prästationstabelle 1824 lauten ähnlich: "Die Vorflutverhältnisse liegen überall im argen. Im Frühjahr bei der Schneeschmelze bleibt das Wasser viel zu lange stehen, die Wiesen liefern daher nur saures Gras. Nach dem Schnitt läßt man die Wiesen notdürftig beweiden, denn das Vieh versinkt leicht zwischen den sich bildenden Kampen. Ebenso muß man mit dem Wegschaffen des Heus bis zum Winter warten, weil vorher ein Befahren des Geländes unmöglich ist." Eine entscheidende Besserung dieser Verhältnisse trat erst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts mit der von Landrat von Poser eingeleiteten Vertiefung der Vorfluter, des Deutschwalder Fließes und der Triebe ein. Der Erfolg der 1932/34 durchgeführten Regulierungsarbeiten zeigte sich u. a. darin, daß 1938 etwa 31 Prozent landwirtschaftlicher Flächen gegenüber 1932 mehr genutzt wurden. In den Außenschlägen der Dorfgemarkung nördlich der Straße Fürstenwalde-Ohmswalde (Wujaken) entstanden viele Ausbauhöfe, bei denen der Erfolg der Regulierung an einer Steigerung der Viehbestände und der Futtererträge festzustellen war. 1939 gab es in Fürstenwalde 81 landwirtschaftliche Betriebe: 21: 0,5-5 ha, 11: 5-10 ha, 25: 10-20 ha, 24: 20-100 ha, unter ihnen 34 Abbauhöfe. Zu der Aufwärtsentwicklung trug die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse wesentlich bei: 1930 Ausbau der Straße Fürstenwalde-Ohmswalde (Wujaken), 1934: der Straße Fürstenwalde-Deutschwalde (Suchorowitz). Die Zahl der gleichzeitig Ladenhandel treibenden Gastwirtschaften und Dorfhandwerker stieg an. Zu erwähnen sind: das Gasthaus und Lebensmittelgeschäft von Wilhelm Fidorra, das Lebensmittelgeschäft von Johann Pawelzik, die Fleischerei von Michael Baumgardt und mehrere Schmiedebetriebe. Fürstenwalde war ein Kirchdorf. Die 1816 gebaute Holzkirche wurde 1928 abgebrochen und eine neue Kirche gebaut (vgl. Heimatbuch S. 262). Die von Friedrich Wilhelm III. gegründete Schule erhielt 1925 einen neuen, modernen Bau.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir Berichten von Michael Baumgardt und Martin Ratke folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Charlotte Przygodda, Frau Gers (etwa 80 Jahre), Johann und Wilhelmine Tanski, Karl Chudaska. Auf der Flucht starben sieben Personen. 47 Einwohner sind als Angehörige der Wehrmacht gefallen. Fünf Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Paul Berger   2. Wilhelm Sewtz   3. Johann Galla   4. Otto Rosowski   5. Johann Klimasch   6. Erich Dudek   7. Otto Sadlowski   8. Karl Chudaska   9. Karl Gloddek   10. Otto Rettkowski   11. Friedrich Garnuch   12. Aloisius Wedig   13. August Wedig   14. Gustav Rosowski   15. Johann Bruderek   16. Emil Bruderek   17. Karl Gallwitz   18. Rurdolf Korzen   19. Karl Schuster   20. August Funk   21. Martin Rzadki   22. Walter Kolpak   23. Johann Warich   24. Walter Marek   25. Martin Kipar   26. Ernst Katzinski   27. Ludwig Tomski   28. Adam Deptolla   29. Gustav Grabowski   30. Karl Nowotzin   31. Wilhelm Rogowski   32. Wilhelm Chilla   33. Gustav Kipar

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg