Lehlesken  

Zu den ältesten Dörfern im Kreise Ortelsburg, vom Orden gegründet, gehört das Dorf Lehlesken bei der Stadt Passenheim. Während die Gründungsurkunde des letztern vom 4. August 1386 datiert, erfahren wir aus dem Privilegium vom Tage Benedickti Abbatis 1381, daß der Orden schon in diesem Jahre das Dorf Lehlesken stiftete und dazu 40 Hufen verlieh. Von diesem Areal sollte ein gewisser Naske 4 Hufen für sich und seine Erben und Nachkommen zinsfrei erhalten und dafür die andern 36 Hufen mit Zins-Einsassen besetzen. Später müssen diese 36 Hufen wieder an den Orden gefallen sein, weil der selbe später anderweitig darüber verfügte und den neuen Besitzern auch neue Verschreibungen ausstellte. Folgende Urkunden darüber sind noch heute erhalten:

1 Verschreibung für Heinrich v. Salzen über 12 Huben zu Lehlesken 1458

Wir Brüder, Heinrich Reuß von Plauen, Herrnmeister Stadtholden und Komptur zu Worungen des Ordens der Brüder des Hospitals St. Maria des deutschen Hauses zu Jerusalem Thun kund und bekennen und wollen wissentlich sein allen jeglichen, die diesen Brief sehen, lesen oder hören, das wir uns der getreuen und mannigfaldigen Dienste Willen, die uns unserem Orden unser lieber und getreuer Heinrich von Salzen in diesen schweren, harten vergangenen Kriegen hat gethan und in zukommenden Zeiten seine Erben und Nachkömmlinge verpflichtet sein sollen zu thuende, haben wir mit Rat, Willen, Wissen und Vollwort unser Mitgebietiger verliehen und gegeben, geben und verleihen ihm seinen rechten Erben und Nachkömmlingen zwölf Huben zu Lehlesken am Ende des Dorfes gelegen, mit allen ihren Gerechtigkeiten, Nutzungen und Zugehörungen, also die unser Orden von Alders her besessen, genossen und gebraucht hat, im Gebiete Ortelsburg gelegen, aus Gnaden gegeben und zugeeignet, zu verschreiben, verheißen und zugesagt, verleihen, verschreiben, und einräumen demnach hiermit und in Kraft unseres Briefes, für uns, unsere Erben, Erbnehmer und nachkommende Herrschaft, jetzt gedachten Christoph v. Kreutsen, seinen rechten ehrlichen Erben, Erbnehmer und Nachkömmlingen, das freie Gut zu Lehlesken, zwölf Huben enthaltende und in unserm Gebiet Ortelsburg gelegene mit allen und jeden deßhalben Nutzungen, Gerechtigkeiten, Ein- und Zubehörungen, nicht ausgeschieden, wie solches in seinen alten Reimen und Fleinen begriffen und begrenzt ist, an Aeckern, Wiesen, Weiden, Wäldern, Feldern, Püscheren, Brüchern und Sträuchern, samt den Gerichten, beide Groß und Klein, binnen das Gut Lehlesken, Grenzen, Straßen, Gericht ausgenommen, das wir uns und nachkommende Herrschaft zu richten vorbehalten, erblich und ewiglich zu Magdeburgischen Rechten und bei den Kindern zu haben, zu besitzen und zu ihrem besten zu genießen und zu gebrauchen.

Auch verleihen wir ihm freie Fischerei im See Lehlesken mit allerlei kleinem Gezeug, wie es die vorigen Besitzer gebraucht und genossen. Um dieser unserer Begnadigung willen, sollen uns unsere Erben und nachkommende Herrschaft, oben bemeldeter Christoph v. Kreutsen, seine Erben und Nachkömmlinge mit einem tüchtigen Pferde, Mann und Harnisch nach Gewohnheit dieses Landes treulich zu dienen schuldig und gebunden sein, alles getreulich und ungewehrlich. Zu Urkunde mit unserm anhängenden Insiegel besiegelt und gegeben zu Königsberg, den Sieben und zwanzigsten Tag des Monats Juny, Eintausend fünfhundert und Sechzigsten Jahre.

Verschreibung über acht Huben zu Lehlesken zu Magdeburgischen Rechten 1483

Ich Bruder Conrad Strauchwitz, Pfleger zu Ortelsburg, deutschen Ordens thun kund und will wissendlich sein von allen und itzlichen die diesen Brief sehen, lesen oder hören, daß ich mit Wissen und Willen meines gnädigen Herrn Hochmeisters und seiner würdigen Gebieter dem vorsichtigen Hans um seiner mannigfaltigen, getreuen Dienste willen, die er mir und unserm Orden gethan hat und seine rechten Leibes ehrlichen Erben und Nachkömmlinge in zukommenden Gezeiten sollen sein verpflichtet zu thun, gegeben, verliehen und verschrieben habe, gab, verleihe und verschreibe ihm, seinen rechten Leibes ehrlichen Erben und Nachkömmlingen Acht Huben zu Lehlesken binnen ihren alten Grenzen, als sie von Alters her von meines Ordens Brüdern beweiset an Aeckern, Wiesen, Weiden, Wäldern, Feldern, Püschern, Brüchern und Sträuchern, im Gebiete Ortelsburg gelegen zu Magdeburgischem Rechte zu beiden Kindern zu besitzen, um welcher Begnadigung willen seit er seine rechten Leibes ehrlichen Erben und Nachkömmlinge meinem Orden verpflichtet sein, zu thuende einen tüchtigen Dienst mit Hengst und Harnisch zu allen Geschreien, Landwehren und Heerfahrten, neue Häuser zu bauen, alte zu brechen oder zu bessern, wenn, wohin und wie dicke (oft) sie von meines Ordens Brüdern werden geheischen und erfordert, dazu alle Jahr jährlich verpflichtet sollen sein zu geben meinem Orden vom itzlichen Pfluge Einen Scheffel Korn und 1 Scheffel Weizen und Jahr auf Martini des heiligen Bischofs Tag ein Krampf-
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an Aecker, Wiesen, Weiden, Wäldern, Püschern, Brüchen und Sträuchern, binnen denselben ihren alden Grenzen, also sie unser Orden gehabt und besessen, frei erblich und ewiglich zu Magdeburgischem Rechte und zu beiden Kindern zu besitze. Auch verleihen wir ihnen freie Fischerei im Geo Lehlesken mit allerhand kleinem Gezeug allein zur Notdurft ihres Tisches und nichts zu verkaufen. Aus solcher unserer Begnadigung soll uns und unserm Orden der abgedachte Heinrich von Salzen, seine Erben und Nachkömmlinge verpflichtet sein zu thun einen redlichen Dienst mit Hengst und Harnisch zu allen Geschreien, Reisen, Comdtwaren und Heerfahrten, wenn wie dicke und wohin sie von unseres Ordens Brüdern werden geheischen, dazu sollen sie uns und unserem Orden alle Jahr ehrlich auf Martini des heiligen Bischofs Tag verpflichtet sein zu geben ein Krampfund Wachs und einen kullmischen Pfennig oder an das Statt fünf preußische Pfennige zu Bekenntnis der Herrschaft. Des zu Bekenntnisse und ewiger Sicherheit haben wir eines Hochmeisters Secret, das wir ungebrauchen änden an diesen Brief lassen hängen, der gegeben ist auf unsers Ordens Schloß Ortelsburg am Freitag am Tage Johanni ante latinam portam im vierzehnhundertsten und achtundsechzigsten Jahre, Gezeuge dieser Dinge sein die würdigen, ehrsamen, geistlichen Herren unseres Ordens lieben Brüder Heinrich von Richtenberg, Großkomthur, Ulrich von Kielsberg, oberster Marschall, Veit von Eich, oberster Splittler und Komthur zu Brandenburg, Seifried Flach von Schwarzberg, oberster Treßler und Komthur zu Balga, Konrad von Lichtenhain, Komthur zu Holland, Hans Narwa, Komthur zu Ragnit, Martin Truchses, Komthur zu Osterode, Jakobus, unser Schreiber und viel andere treuwürdige Leute.

In der Folgezeit muß dieses Gut wieder der Landesherrschaft anheimgefallen sein, zu ersehen aus dem
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und Wachs und einen cöllmischen Pfennig oder an dessen statt fünf preußische Pfennige zu Bekenntnis der Herrschaft. Auch uns sonderlicher Kinder willen verleih ich ihm freie Fischerei in dem Orte des Sees Lehlesken bei dem selben Dorf gelegen, mit etlichem, kleinen Gezeuge und nämlich mit Säcken, Handwaten und Stacknetzen, allein zu seinem Tische und nicht zu verkaufen, das zu mehrerer Sicherheit und fordern Bekenntnis habe ich von Befehl meines gnädigen Herrn Hochmeisters mein Amtssiegel lassen anhängen diesem Briefe, der gegeben ist auf meines Ordens Haus Ortelsburg am Donnerstage vor dem Sonntage Invocavit, in der Jahreszahl nach unsers Herrn Tausend, Vierhundert und im dreiundachtzigsten Jahre. Gezeuge dieser Dinge seien die ehrsamen und Geistlichen in Gott lieben Brüder Herr Hans von Helinstatt, mein Compan, Herr Gert von der Hube, Herr Balzer, Kornmeister, Herr Clemento, Priester, Herr Erasmus, mein Schreiber und andere viel treuwürdige Leute.

Privilegium über 12 Huben

Von Gottes Gnaden wir Albrecht der ältere, Markgraf zu Brandenburg, in Preußen, zu Stettin, Pommern, der Kassuben und Wenden, Herzog und Burggraf zu Nürnberg und Fürst zu Rügen: Bekennen und thun kund hiermit, für Uns, unsere Erben und nachkommende Herrschaft gegen jedermänniglichen insonderheit denen es zu wissen von nöthen, daß wir dem Ehrenvesten, Unserm Obersten Burggrafen zu Königsberg, Recht und Liebe, Getrauen Christoph v. Kreutsen das freie Gut zu Lehlesken, zwölf Huben enthaltende, und in unserm Gebiet Ortelsburg gelegene, so von ihm auf sein unterthäniges Bitten und seiner mannigfaltigen Dienste Willen,
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Privilegium über 4 Cölmische Huben 1472

Wir Bruder Conrad von Liechtenstein, Komthur zu Holland, deutschen Ordens, thun kund und bekennen öffentlich mit diesem unseren offenen Briefe vor allen und itzlichen, die ihn sehen, hören oder lesen, daß wir mit Rath, Wiesen, Willen und Vollwort unseres Herrn Hochmeisters dem vorsichtigen Paul Knipper um seiner mannigfältigen und getreuen Dienste Willen, die er uns und unserm würdigen Orden gethan hat und hierfür Er, seine rechten Erben und Nachkömmlinge in zukommenden Zeiten verpflichtet sollen sein zu thun, gegeben, verliehen und verschreiben habe, geben, verleihen und verschreiben ihm, seinen rechten Erben und Nachkömmlingen Vier Huben zu Lehlesken und vier Huben zu Olschöwken binnen ihren alten Grenzen als sie von Alters her von unseres Ordens Brüdern sein beweiset an Aecker, Wiesen, Weiden, Wäldern, Feldern, Püschern, Brüchen und Sträuchern im Gebiete Ortelsbur gelegen zu Magdeburgischen Rechten zu beiden Kindern zu besitzen, uns welcher unserer Begnadigung willen soll er, seine rechten Erben und Nachkömmlinge Uns und unserem Orden verpflichtet zu thun einen tüchtigen Dienst mit Hengst und Harnisch zu allen Geschreien, Landwehren und Heerfahrten, neue Häuser zu bauen, alte zu brechen und zu bessern, wann, wohin und wie dicke, sie von uns und unsern Brüdern werden geheischen und erfordert, dazu alle Jahre jährlich verpflichtet sollen sein zu geben, Uns und unserm Orden von itzlichem Pfluge einen Scheffel Korn und ein Scheffel Weizen und alle Jahr jährlich auf Martini des heiligen Bischofs Tag ein Krampfund Wachs und einen köllmischen Pfennig oder an des statt fünf preußische Pfennige zu Bekenntnis der Herrschaft. Das zu mehrerer Sicherheit und sondern Bekenntnis haben wir unser Amtssiegel an diesen Brief hängen lassen, der gegeben ist zu Holland am Sonntage nächst vor Simonis und Judä im Jahr unseres Herrn Tausendvierhundert und zweiundsiebzigsten. Gezeuge dieser Dinge sind der edle und wohlgeborene Herr Bernhart von Querfurt und die Ehrsamen und geistlichen unseres Ordens lieben in Gott andächtige Brüder Herr Kaspar Kallerbach, Pfleger zu Ortelsburg und Herr Gert von der Hube und sonst viel treuwürdige Leute.

Die letzten zwölf Hufen wurden laut Verschreibung von 1468 einem gewissen Hans Adolar, seinen Erben und Nachkommen verliehen. Die Urkunde darüber ist nicht mehr vorhanden.

Im Jahre 1846 waren Besitzer der erstgenannten 4 Hufen die Witwe Nowack mit 2 und Jakob Annuß mit 2 Hufen. Von den an Heinrich von Salzen und danach an Christoph von Kreutzen verliehenen 12 Hufen gehörten Christoph Schiweck 1½, Jakob Denda ½, Jakob Burdina 2, Christoph Sobotka 2, Michael Neumann 2, Michael Sobotka 2½, Christian Niedrich 1½ = 12 Hufen.

Die 8 Hufen gehörten: Daniel Jajelka 2, Samuel Merchel 2, Jakob Makrutzki 2, Friedrich Nikutta 1, Christian Niedrich 1 – zusammen 8 Hufen.

Besitzer der 4 Hufen waren: Johann Urban 1, Johann Radek 1½, Friedrich Lenki 1½, Johann Wethlo 1½ = 4 Hufen.

Die letzten 12 Hufen gehörten: Christoph Sagromski, Jakob Lork, Johann Owschauka, Witwe Jerwin je 2, Christoph Lenski 3, Martin Makrutzki 1 = 12 Hufen

R. Thiel, Neu-Kaletka – Ortelsburger Heimatbote 1987   S. 11-15


In der Heimatstube der Kreisgemeinschaft Ortelsburg in Herne befinden sich einige Orts-Chroniken.
Bei Fragen hierzu wenden Sie sich bitte per eMail an das Archiv der Kreisgemeinschaft Ortelsburg.

Lehlesken im Kreis Ortelsburg  

Einleitung

Seit 1997 forsche ich intensiv in diversen Archiven zum Kreis Ortelsburg. Obwohl ich als 1968er Jahrgang zur Enkelgeneration zähle, ist die Verbundenheit mit der ostpreußischen Geschichte in mir gewachsen. In Lehlesken zählen die Familien Lenski, Niedrich, Sagromski und Witkowski (und sicher noch einige weitere) zu meinen direkten Vorfahren.

Ich möchte mit diesem Beitrag die Dorfgeschichte von Lehlesken im Kreis Ortelsburg anhand der überlieferten Quellen anschaulich und wissenschaftlich gestützt darstellen. Auf allgemeine geschichtliche Ereignisse wird nur insoweit eingegangen, wie sie direkten Einfluss auf Lehlesken oder auf das dortige Leben hatten. Für die jüngere Geschichte nutze ich vor allem die Ausarbeitung von Emil Sobottka, dessen Chronik im Ortelsburger Heimatboten von 1994 veröffentlich wurde.

Der erste Abschnitt beschreibt den geschichtlichen Rahmen und liefert einen Überblick über die Ortsentwicklung, die Lehrer in Lehlesken, den verliehenen Rechten und eine Ortsbeschreibung aus dem Jahr 1780. Es folgen Daten zur Lehlesker Bevölkerung, die aus der Datenbank der Genealogischen Arbeitsgemeinschaft Neidenburg und Ortelsburg (GeAGNO) stammen und die ich aus verschiedenen Quellen und Archivalien zusammengetragen habe. Den Abschluss bildet ein Literatur- und Anschriftenverzeichnis und ein Bilderanhang.

Da hier mein aktueller Forschungstand geliefert wird, werden noch viele Punkte offen bleiben, die ich vielleicht mit Hilfe ehemaliger Lehlesker oder deren Nachfahren schließen kann.

Ich möchte an dieser Stelle auf die Schriften der Genealogische Arbeitsgemeinschaft Neidenburg und Ortelsburg (GeAGNO) hinweisen, insbesondere die Nr. 5, das Alphabetische Register und Taufbuch Passenheim Stadt und Land 1741-1814. Dieser Band wurde von Martin Jend, Bernhard Maxin und Wolfgang Olk bearbeitet und herausgegeben. Ein weiterer Band zu Passenheim behandelt die Bescheinigungen der Standesämter Passenheim-Stadt und Passenheim-Land 1878-1945. Dieser Band wurde von Michael Bulitta, Martin Jend, Charlotte Hampel und Marc Plessa bearbeitet und ist 2006 als Nr. 12 der Schriften der GeAGNO erschienen. Diese Daten sind genauso wie Daten aus den Passenheimer Kirchenbüchern von 1660-1671 nur zu einem geringen Teil in diese Arbeit eingeflossen, so dass sicherlich weitere Ergänzungen zu einzelnen Familien gemacht werden können. Es ist auch noch viel Archivmaterial unbearbeitet, so dass noch genügend unerforschte Akten auf Ihre Öffnung warten!

Ich würde mich deswegen über Ihre Anregungen, Bilder, Quellenhinweise und Daten freuen.

Inhaltsverzeichnis

Marc Patrik Plessa